Dr. Verena Pfaff-Sommer (Neu-Ulm / DE), Lisa Neuhäusler (Neu-Ulm / DE), Prof. Dr. Herbert Schreiber (Ulm / DE)
Abstract-Text (inkl. Referenzen)
Einleitung
38-jähriger Patient mit demyelinisierender Polyneuropathie. Im Kindesalter motorische Defizite, bds. Fußdeformität, zunehmend Wadenkrämpfe/-schmerzen. Aktueller Befund: Par-/ Hypästhesie der Füße u. Daumen, Hohlfuß u. Krallenzehen bds., ASR bds. nicht sicher auslösbar, keine Paresen, Fußhebung bds. kräftig. NLG des N. tibialis bds. <23 m/s. Positive Familienanamnese mütterlicherseits.
Methode
Whole-Exome-Sequenzierung mit symptombasierter Auswertung, MLPA-Analyse.
Ergebnisse
MLPA-Analyse, insb. PMP22-Gen: unauffällig. Nachweis der pathogenen Variante c.334G>A (p.Gly112Ser) (Kl. 5) heterozygot im LITAF-Gen beim Patienten und anschließend bei der betroffenen Mutter.
Diskussion
Mit Nachweis der pathogenen LITAF-Variante konnte die Ursache der Symptomatik des Patienten und seiner Mutter geklärt werden. Autosomal dominante, path. LITAF-Varianten verursachen eine CMT1C, eine sehr seltene demyelinisierende PNP mit variablem Phänotyp und Manifestationszeitpunkt. Vorwiegend beschrieben sind bisher eine Betonung der sensorischen Komponente und der unteren Extremität, Wadenschmerzen u. –krämpfe. Das LITAF-Gen (Lipopolysaccharid-induzierter TNF-alpha Faktor) kodiert für ein früh-endosomales Transmembranprotein mit starker Expression in den Schwann-Zellen. Pathogene Veränderungen könnten zu einer teilweisen o. kompletten Fehllokalisation des Proteins in die Mitochondrien führen.[1]
[1] Khosa S, Mishra SK (2020),PMID: 32665875; Lacerda AF et al. (2014),PMID: 25058650.