28. Jahrestagung der Deutschen Assoziation für Fuß und Sprunggelenk e.V. (D.A.F.)

Komplikationen nach korregierenden offenen Arthrodesen beim Diabetischen Neuro,- Osteo-, Arthropathischem Fuß nach 12 Wochen und 12 Monaten

Diabetischer Fuß

Komplikationsmanagement

Abstract-Text (inkl. Referenzen und Bildunterschriften) Fragestellung: Die offene korrigierend Arthrodese beim diabetischem neuro-, osteo-arthropathischen (DNOAP) Fuß ist eine etablierte Behandlungsmethode. Die Komplikationsrate wird als hoch beschrieben. Langzeitnachbeobachtungen von bis zu 1 Jahr sind jedoch selten. Methode: Insgesamt wurden im Zeitraum von 2011- 2021 17 (18 Füße) Patienten mit einer DNAOP operiert. Die operative Therapie wurde den jeweiligen Destruktionen des Knochens angepasst. Bei allen Patienten wurden offen rekonstruktive Arthrodesen durchgeführt. Die Kontrolluntersuchung erfolgten nach 12 Wochen und 12 Monaten. Bei 13 Patienten lag in Destruktion des Knochens im Areal Typ 2 und 3 nach Sanders und Fryberg vor, bei 4 Patienten lagen die Destruktionen im Areal Typ 4. 5 Patienten hatten zum Zeitpunkt der Operation ein plantares Ulkus. Erfasst und Dargestellt wurden die frühen Komplikationen (z.B.: Hämatom, Wundinfekt) und Spätkomplikationen (z.B.: Rezidiv eines Ulkus), die eine erneute operative Intervention notwendig machten. Ergebnisse: Innerhalb von 12 Wochen mussten bei 7 Patienten Revisionsoperationen durchgeführt werden. Bei 2 Patienten wurde ein postoperatives Hämatom revidiert und bei 5 Patienten fand sich ein Wundinfekt, der bei 3 Patienten nur durch eine Amputation behandelt werden konnte. Innerhalb von 12 Monaten kam es bei 3 Patienten zu einem &quot;Korrekturverlust, der eine erneute Intervention nach sich zog. Bei 2 weiteren Patienten traten im Verlauf tiefe Knocheninfektionen auf, die zu Amputation führten. Bei einem Patient trat eine Spondylodiszitis 4 Monaten nach Arthrodese auf, weshalb eine frühzeitige Entfernung des eingebrachten Osteosynthesematerials durchgeführt wurde. Schlussfolgerungen: Die Amputationsrate bei der betrachteten Patientengruppe war mit 5 von 18 Füßen hoch. 4 der amputierten Patienten hatten jedoch zum Korrekturzeitpunkt bereits ein plantares Ulkus. Der Nachbetrachtungzeitraum von 12 Wochen ist beim DNAOP Fuß zu gering, da auch im Verlauf bis zu einem Jahr noch Korrekturverluste und Reinfekte auftreten können. Insgesamt ist die gesamte Komplikationsrate bei den betrachten Patienten so hoch, dass das offene Vorgehen kritisch zu hinterfragen ist, eine vergleichende Betrachtung von offenen und geschlossenen Verfahren dringend erforderlich erscheint. Diese sollte einen Nachbeobachtungszeitraum von 12 Monaten nicht unterschreiten.

Poster

Prof. Dr. med.

PD Dr.

Systematische Übersichtsarbeit über die Klassifikation und Diagnostik von akuten und chirurgisch therapierten, isolierten, instabilen Verletzungen der Syndesmose

Freie Themen

Sportverletzungen und die Folgen

Abstract-Text (inkl. Referenzen und Bildunterschriften) Einleitung Die Diagnose und Klassifikation isolierter Verletzungen der Syndesmose stellt weiterhin eine Herausforderung dar. Das Ziel dieser systematischen Übersichtsarbeit war es, die verwendeten Klassifikationen und Diagnosekriterien, in Studien zu chirurgisch therapierten akuten, isolierten, instabilen Syndesmosenverletzungen, zu analysieren. Methoden Die systematische Übersichtsarbeit wurde anhand der PRISMA-Leitlinie erstellt und vorab bei Prospero registriert (CRD42022352940). Durchsucht wurden PubMed, Embase, Scopus und Central (bis Juni 2022) mittels einer strukturierten Suchstrategie basierende auf den Konzepten "Syndesmose" und "Operation". Anhand der PICOS-Kriterien, wurden alle Studien, an erwachsenen Patient:innen (≥18 Jahre), die aufgrund einer akuten ( Ergebnisse Von 4170 Studien wurden der Titel/Zusammenfassung, von 206 die Volltexte analysiert. Zehn Studien konnten qualitativ analysiert werden. Die Studienqualität, entsprechend der JBI-Kriterien, war "gut". Sieben Studien verwendeten insgesamt drei verschiedene Klassifikationssysteme (West Point Klassifikation: n=2, Calder Klassifikation n=4, Sikka Klassifikation n=1; Abb. 1), drei Studien eine binäre Einteilung in stabil/instabil. Acht Studien basierten ihre Indikation zur Operation auf einer Kombination aus klinischen und radiologischen Untersuchungen (Abb. 2). Die häufigsten klinischen Tests waren der Außenrotation- und Squeeze-Test, die häufigsten radiologischen Diagnostika das MRT und Röntgen (ap, mortise oder seitlich). Bezüglich der verwendeten Grenzwerte zeigte sich eine große Heterogenität (Abb. 2), wobei eine Syndesmosenweitung um 2mm und der "Verdacht einer Aufweitung der Syndesmose" die häufigsten Kriterien waren. Diese waren unabhängig, ob ein Röntgen oder eine Schnittbildgebung, bzw. eine statische oder dynamische Untersuchung durchgeführt wurden. Die Syndesmoseninstabilität wurde intraoperativ primär arthroskopisch verifiziert (Abb. 2), wobei die gewählten Grenzwerte zwischen 2-5mm variierten. Schlussfolgerung Aktuell konkurrieren unterschiedliche Klassifikationssysteme und in großen Teilen divergierende Diagnosekriterien für akute, isolierte Syndesmosenverletzungen. Die Wissenschaftsgemeinschaft muss hier einheitliche und evidenzbasierte Kriterien definieren. Legende zu den Abbildungen: Abbildung 1: Klassifikationssysteme isolierter Syndesmosenverletzungen RX: Röntgen; neg.: Negativ; ARST: Außenrotationstest Abbildung 2: Prä- und intraoperative Kriterien zur Diagnose der Syndesmoseninstabilität

Dr. med.

PD Dr. med.

Klinischer Vergleich von Unterarmgehstützen mit einer freihändigen Einzelgehstütze (IWalk 2.0) in frühem postoperativem Setting – eine prospektive Crossover-Studie

Der kompromittierte Patient

Abstract-Text (inkl. Referenzen und Bildunterschriften) Fragestellung Hilfsmittel für eine sichere Fortbewegung ohne Belastung sind für die Zeit nach der Operation bei orthopädischen Fuß- und Sprunggelenkoperationen unerlässlich. Diese sollten den Patienten ermöglichen, an täglichen Aktivitäten teilzunehmen, mobil zu bleiben und dabei einen angemessenen Heilungsprozess zu gewährleisten. Ziel dieser Studie war der Vergleich von Unterarmgehstützen (UG) und der freihändigen Einzelgehstütze (fEG) während der postoperativen Behandlung in Bezug auf Mobilität, Ausdauer, Sicherheit, Handhabung, Lebensqualität, Präferenz, Beeinträchtigung und wahrgenommene Belastung. Zudem sollte der Aspekt Sicherheit anhand von Stolperereignisse (SE) in simulierten Ganztagssituationen untersucht werdern. Methoden Zur Untersuchung der Wirksamkeit von UG und fEG wurde bei 35 orthopädisch operierten Patienten (15 m/20w) eine prospektive, randomisierte Crossover-Studie Vor der Operation wurden die Patienten in die Verwendung der Hilfsmittel eingewiesen und wurden nach dem Zufallsprinzip dem Hilfsmittel zugewiesen, das in den ersten drei Wochen nach der Operation hauptsächlich verwendet wurde (2 Gruppen; zuerst UG 17, zuerst fEG 18). 3 Wochen nach der Operation wurde die erste von zwei Nachuntersuchungen durchgeführt, bestehend aus einen 6-Minuten-Gehtest (6MWT), einen Treppensteigtest (SCT), einen 10-Meter-Gehtest (10MWT), einen Outdoor-Parcour (OP), Indoor-Parcour (IP). Zudem wurde in den klinischen Tests die Stolperereignisse aufgezeichnet, wobei Stolperereinigsse als Unterbrechung des Gangzyklus gewertet wurde. Bezüglich der Patientenzufriedenheit wurde SF-36, SMFA-D, EFAS erhoben aus. Das Verfahren wurde bei der zweiten Nachuntersuchung wiederholt und zur Abschlusskontrolle wurden die Patienten wurden um ein subjektives Feedback über die Gesamtnutzung und die Gesamtpräferenz (UG oder fEG) anhand einer visuellen Analogskala gebeten. Ergebnisse Bezüglich des TT konnte kein signifikanter Unterschied gezeigt werden. Für die anderen klinischen Tests (6MWT, 10MWT OP und IP) jedoch wurden bessere Ergebnisse mit UG erzielt. Stolperereignisse wurden nur signifikat mehr bei 6MWT für den fEG gezählt (0,646 vs. 0,238 p&lt; 0.007). Bzgl. der Fragebögen wurde für den SF-36-Score für das fEG im Vergleich zum UG festgestellt (50,890 vs. 45,386 p&lt;.032), auch bzgl. des Komforts (6,782 vs. 4,875 p&lt;0.001) und der persönlichen Empfehlung (7,932 vs. 6,516 p&lt;0.006). Schlussfolgerungen Trotz besserer Ergebnisse in den klinischen Tests für die UG bevorzugte die Mehrheit der Patienten die fEG, empfand sie als weniger anstrengend und hatte ein besseres Ergebnis im SF-36 bei vergleichbare Gangsicherheit. Eine Verwendung von fEG im postoperativen Setting als Alternative zur UG im postoperativen Setting kann in Betracht gezogen werden.

Revisionsoperationen osteochondraler Läsionen des Talus: Data from the German Cartilage Registry (KnorpelRegister DGOU)

EbM in Foot and Ankle

Abstract-Text (inkl. Referenzen und Bildunterschriften) Einführung: Osteochondrale Läsionen des Talus (OCT) stellen einen der häufigsten Gründe für Schmerzen des oberen Sprunggelenks junger, sportlich aktiver Patienten dar. Trotz insgesamt guter Ergebnisse klagen einige Patienten über eine Beschwerdepersistenz. Leider zeigt sich die Datenlage hinsichtlich Revisionsoperationen der OCT sehr gering. Daher analysierten wir Daten des Knorpelregister (DGOU) und werteten Ergebnisse klinischer Fragebögen aus. Material und Methoden: Es wurden die Fragebögen von Patienten mit einem postoperativen Zeitraum von 24 Monaten nach Revisionsoperation ausgewertet. Die statistische Auswertung erfolgte mittels SPSS (IBM, Armonk, New York, USA). Ergebnisse: Es wurden 88 Patienten mit einem 24 monatigen Zeitraum nach Revisionsoperation identifiziert. Der präoperative FAOS Score betrug 60,198 (SD 22,976) und steigerte sich postoperativ auf 72,979 (SD 21,597) (p&lt;0,05). Ein Kontrollkollektiv ohne Revisionsoperation zeigte eine Verbesserung von präoperativ 60,657 (SD 20,53) auf 78,008 (SD 20,06). Ein Vergleich der Steigerung um 12,781 Punkte zu 17,351 bedeutet einen statistisch signifikanten Unterschied (p&lt;0,05). Eine Auswertung unterschiedlicher Verfahren als Revisionsoperation zeigte keinen statistisch signifikanten Vorteil (p&gt;0,05). Diskussion/ Schlussfolgerung: Eine Revisionsoperation einer OCT zeigt zwar eine signifikante Steigerung der prä- zu postoperativen Ergebnisse klinischer Fragebögen, jedoch ist ein signifikant schlechteres Outcome im Vergleich zum Primäreingriff erkennbar.

Prof. Dr.

Autologe matrix-induzierte Chondrozytengenese (AMIC) mit peripherem Blutkonzentrat (PBC) bei Knorpeldefekten im oberen Sprunggelenk als Teil eines Komplexeingriffs – 5-Jahres-Ergebnisse

Abstract-Text (inkl. Referenzen und Bildunterschriften) Fragestellung: Ziel der Studie war die 5-Jahres-Ergebnisse nach Autologer matrix-induzierter Chondrozytengenese (AMIC) mit peripherem Blutkonzentrat (PBC) bei Knorpeldefekten im oberen Sprunggelenk im Rahmen eines komplexen chirurgischen Vorgehens zu erheben. Methoden: Alle Patienten mit Knorpeldefekten im oberen Sprunggelenk, die im Zeitraum vom 17.07.2016 bis 31.05.2017 mit AMIC+PBC behandelt worden waren, wurden in eine prospektive konsekutive nicht-kontrollierte klinische Verlaufsstudie eingeschlossen. Es wurden die Größe und Lokalisation der Knorpeldefekte, der Schmerzscore auf der visuellen Analogskala für Fuß und Sprunggelenk (VAS FA) und der EFAS Score jeweils vor der Behandlung und 5 Jahre nach der Behandlung erhoben und mit den Ergebnissen der früheren 2-Jahres-Kontrolle verglichen. Eine I/III-Kollagen-Matrix (Chondro-Gide, Wolhusen, Schweiz) wurde mit peripherem Blutkonzentrat (PBC) getränkt und mit Fibrinkleber im Knorpeldefekt fixiert. Ergebnisse: 129 Patienten mit 136 Knorpeldefekten wurden in die Studie eingeschlossen. Die Knorpeldefekte fanden sich zu 46% (n=62) nur an der medialen Talusschulter, zu 31% (n=42) nur an der lateralen Talusschulter, zu 13% (n=18) an der Tibia und zu 10% sowohl an der medialen als auch lateralen Talusschulter (n=14 bei 7 Patienten). Die durchschnittliche Defektgröße betrug 1,8 cm2. 105 Patienten (81%) konnten über 2 Jahre, 104 (81%) über 5 Jahre nachverfolgt werden. Der VAS FA bzw. EFAS Score betrug im Durchschnitt präoperativ 45,7 bzw. 9,8, nach 2 Jahren 79,8 bzw. 20,3 und nach 5 Jahren 84,2 bzw. 21,5. Keiner der erhobenen Parameter unterschied sich signifikant nach 2 und 5 Jahren. Schlußfolgerung: AMIC+PBC führte bei Knorpeldefekten im oberen Sprunggelenk als Teil eines komplexen chirurgischen Vorgehens zu einer Verbesserung mit hoher Validität in den Scores (VAS FA, EFAS) nach 2 und 5 Jahren. Die Ergebnisse nach 2 und 5 Jahren unterschieden sich nicht.

Prof.

PD. Dr.

Einfluss der Anatomie der Incisura fibularis tibiae auf das Repositionsergebnis des distalen Tibiofibulargelenks nach dynamischer Stabilisation – eine CT-Analyse

Funktionsanalyse und Bildgebung

Abstract-Text (inkl. Referenzen und Bildunterschriften) Hintergrund Es wurde gezeigt, dass die Anatomie der Incisura fibularis tibiae (Inziur) das Repositionsergebnis nach Stabilisierung des distalen Tibiofibulargelenks (DTFG) mittels statischer Stellschraube beeinflusst. Risikofaktor für eine Überkompression ist eine tiefe Inzisur[1, 2]. Eine antevertierte Inzisur erhöht das Risiko für eine nach anterior gerichteten Malreposition, eine retrovertierte Inzisur für eine nach posterior gerichtete Malreposition in der Sagittalebene. Ziel dieser Studie war es, den Einfluss der Anatomie der Inzisur auf das Repositionsergebnis nach dynamischer Stabilisierung mittels Suture-Button-System (SBS) zu analysieren. Pateinten und Methodik 44 (21 Frauen,23 Männer) konsekutive postoperative bilaterale Computertomographien (CT) nach anatomischer Reposition und Frakturstabilisierung sowie dynamischer Stabilisierung des DTFG wurden retrospektiv analysiert. Die Tiefe (DI) und die Rotation der Inzisur (ROI) sowie das Fibula-Engagement (FE) wurden mit der Seitendifferenz des Clear-Spaces (ΔLCS), des anterioren tibiofibularen Abstandes (ΔantTFD) und der Fibularotation (ΔNTDA) korreliert. Das transversale Offset (TA), welches die &quot;flexible nature of fixation" (FNF) widerspiegelt, wurde ebenfalls mit DI, ROI und FE korreliert[3]. Ergebnisse Ein Zusammenhang zwischen den Parameter, welche die Anatomie der Inzisur beschreiben (DI, ROI, FE) und den Parametern, welche das Repositionsergebnis oder das Ausmaß der FNF verifizieren, bestand nicht (rs&lt; 0,500). Schlussfolgerung Im Gegensatz zur Stabilisierung mittels statischer Stellschraube beeinflusst die individuelle Anatomie der Inzisur das Repositionsergebnis nach der dynamischen Stabilisierung des DTFG mittels Suture-Button System nicht. Aus Sicht der Autoren besteht keine Indikation zur gesonderten präoperativen CT vor einer dynamischen Stabilisation, außer diese ist zur Planung des operativen Vorgehens der Sprunggelenksfraktur angezeigt. Nach anatomischer Frakturstabilisierung ist keine spezielle Patientenselektion für die dynamische Stabilisierung erforderlich. Boszczyk A, Kwapisz S, Krümmel M, et al (2019) Anatomy of the tibial incisura as a risk factor for syndesmotic injury. Foot and Ankle Surgery 25:51–58. https://doi.org/10.1016/j.fas.2017.08.003 Cherney SM, Spraggs-Hughes AG, McAndrew CM, et al (2016) Incisura Morphology as a Risk Factor for Syndesmotic Malreduction. Foot Ankle Int 37:748–754. https://doi.org/10.1177/1071100716637709 Hennings R, Fuchs C, Spiegl UJ, et al (2022) &quot;Flexible nature of fixation&quot; in syndesmotic stabilization of the inferior tibiofibular joint affects the radiological reduction outcome. International Orthopaedics (SICOT). https://doi.org/10.1007/s00264-022-05550-7

Priv.-Doz. Dr. med.

Biomechanische Evaluation der Schrauben- vs. K-Drahtrekonstruktionen bei dislozierten Lisfranc-Verletzungen

Abstract-Text (inkl. Referenzen und Bildunterschriften) Fragestellung: Derzeit besteht bezüglich der Implantatwahl zur operativen Versorgung von dislozierten Lisfranc-Verletzungen kein Konsens, ferner konnten bisherige Studien keine eindeutige Überlegenheit zugunsten einer Methode zeigen. Ziel dieser biomechanischen Studie war es, zunächst die Auswirkungen einer schrittweisen Durchtrennung der Bänder des Lisfranc-Gelenkkomplexes auf die Höhe des Fußgewölbes, sowie den Abstand zwischen dem Os cuneiforme mediale (CM) und Os metatarsale 2 (MT2) zu untersuchen. In einem zweiten Schritt wurde die Stabilität von Schrauben- vs. K-Drahtrekonstruktion untersucht. Methodik: An 16 frisch-gefrorenen Humanpräparaten wurden nach Präparation 26 Polylactide-Marker in den Knochen positioniert. Im ersten Studienteil wurden die Präparate in einer servohydraulischen Materialprüfmaschine (Instron 8874 – Norwood, USA) mit 200N und 700N belastet. Sequenziell wurden jeweils Messungen im Nativ-Zustand und nach der Durchtrennung des dorsalen, interossären und plantaren Lisfranc-Ligaments durchgeführt. In einem letzten Schritt wurden die gesamten tarsometatarsalen (TMT) Ligamente durchtrennt. Bei jedem Schritt wurden die Polylactide-Marker mit einem Messarm (Absolute Arm Hexagon – Stockholm, Schweden) im 3D-Raum unter Belastung erfasst. Weiterführend wurden, in zwei Gruppen mit jeweils 8 paarig zugeordneten Präparaten, die TMT-Gelenke 1-3 jeweils mit 3,5mm Schrauben oder mit 2,0mm K-Drähten adressiert, die TMT-Gelenke 4-5 stets mit 2,0mm K-Drähten. Nach Rekonstruktion erfolgte die biomechanische und radiologische Analyse. Die Auswertung erfolgte mittels PC-DMIS 2019 R1, sowie GraphPad Prism 9.4.1. Ergebnisse: Bereits bei 200N Belastung kam es nach der Durchtrennung des dorsalen Ligaments zu einem relevanten Verlust der Höhe des CM (p=0,0005) und MT2 (p=0,002). Durch die Schraubenrekonstruktion konnte bei 200N Belastung sowohl am CM (p=0,0101), als auch am MT2 (p=0,0088), die Höhe erfolgreich wiederhergestellt werden. Die K-Drahtrekonstruktion erreichte keine signifikante Verbesserung sowohl am CM (p=0,8358), als auch am MT2 (p=0,9981) unter Belastung. Die Auswertung der Abstände zeigte, dass es erst nach der Durchtrennung des plantaren Ligaments bei 200N zu einer deutlichen Erweiterung kam (p=&lt;0.0001). Auch hier erzielte allein die Schraubenrekonstruktion eine erhebliche Reduktion des Abstands bei 200N Belastung (p=0,0366), gegenüber der K-Drahtrekonstruktion (p=0,3098). Schlussfolgerung: Speziell bei stark dislozierten Lisfranc-Verletzungen waren unter Belastung die rigideren Schrauben- gegenüber K-Drahtrekonstruktionen überlegen. Die vertikale Instabilität konnte als sensitiver Parameter ermittelt werden, der aktuell noch nicht regelhaft in der Diagnostik eingesetzt wird. Zu einer Vergrößerung des Abstandes zwischen CM und MT2 in der axialen Ebene (d.p. Röntgenbild) kommt es erst bei Durchtrennung der dorsalen, interossären und plantaren Ligamente.

Priv. Doz. Dr. med.

Dr. phil.

Univ.-Prof. Dr. med. Dr. rer. nat.

Biomechanische Studie zum Vergleich der Stabilität einer medioplantaren versus plantaren Platte bei Lapidus Arthrodese

Abstract-Text (inkl. Referenzen und Bildunterschriften) Einleitung (Hintergrund) Die Lapidus Arthrodese erlaubt eine dreidimensionale Hallux valgus Korrektur. Die alleinige Anlage dorsomedialer Platten und Kompressionsschrauben erfordert meist eine längere Phase der Entlastung und ist mit einer nicht unerheblichen Rate an Pseudarthrosen und Fehlverheilungen in Elevation des Metatarsale I verbunden. Biomechanisch ist dies durch die Implantatlage auf der Druckseite des Knochens erklärbar. Es kommt bei Belastung zu einer Dislokation der Osteotomieflächen. Ferner kommt es leicht zu einer Irritation der dünnen dorsalen Weichteile und Hautnerven. Bei plantarer Positionierung kann das Implantat die Zugkräfte aufnehmen und unter Belastung wird eine Kompression der Osteotomiestelle erreicht. Diese Anordnung erlaubt dem Patienten eine frühere Belastung des Fußes. Dennoch ist die plantare Implantatplatzierung technisch anspruchsvoller und von ihren Kritikern wird eine Schädigung des Ansatzes der Tibialis anterior und Peronaeus longus Sehne diskutiert. Um diesen Punkten beizukommen wurde eine medioplantare Platte entwickelt. Ziele Die in vitro Studie untersucht, ob die mediopalmare Platte eine der palmaren Platte vergleichbare Stabilität aufweist. Materialien und Methoden Zwölf Paare humane Tarsometatarsal-I-Gelenke wurden mit einer Zugschraube und entweder einer plantaren oder medioplantaren winkelstabilen Platte instrumentiert. In einem Kragarm-Biegeversuch wurde die Konstruktsteifigkeit und die Bewegung im Osteotomiespalt vor und nach zyklischer Belastung mit 40N in Dorsalflexion (Abrollbewegung) bestimmt. In einem Zerstörungstest wurde unter linear ansteigender Last das Versagensmoment bestimmt. Ergebnisse Die Biegesteifigkeit zeigte keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Plattenkonstrukten vor (plantare Platte 49.9N/mm±19.2; medioplantare Platte 53.9N/mm±25.4, p=0.43) und nach zyklischer Belastung (plantare Platte 24.4N/mm±9.7; medioplantare Platte 35.3N/mm±22.0, p=0.08). Beide Plattenkonstrukte zeigten einen signifikanten Abfall der Biegesteifigkeit nach zyklischer Belastung (p&lt;0.01). In gleicher Weise nahmen die Relativbewegungen zwischen medialem Keilbein und erstem Mittelfußknochen in beiden Gruppen nach zyklischer Belastung signifikant zu, unterschieden sich jedoch zwischen den beiden Gruppen vor und nach Belastung nicht signifikant. Das maximale Versagensmoment zeigte keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen. Zusammenfassung Die plantare und die medioplantare Platte bieten trotz unterschiedlicher Plattenlage am medialen Keilbein eine vergleichbare Stabilität. Take home message Bei möglicher Kompromittierung der Tibialis anterior und Peronaeus longus Sehnenansätze bietet die medioplantare Platte eine zusätzliche Behandlungsoption mit veränderter proximaler Plattenlage ohne Minderung der Stabilität.

Die Notwendigkeit der additiven Stabilisierung der Syndesmose bei osteosynthetisch versorgtem Posterioren Malleolus – eine biomechanische in vitro Studie

Abstract-Text (inkl. Referenzen und Bildunterschriften) Frakturen des oberen Sprunggelenkes (OSG) können mit Frakturen des posterioren Malleolus und einer Instabilität der distalen tibiofibularen Syndesmose einhergehen. Ob eine Fixierung des hinteren Kantenfragmentes (PMF) durch eine alleinige direkte Plattenosteosynthese für eine ausreichende Wiederherstellung der Stabilität des distalen Tibiofibulargelenkes sorgt, wird kontrovers diskutiert. Ziele der vorliegenden biomechanischen in vitro Studie waren Untersuchungen zur Stabilität der Syndesmose nach Plattenosteosynthese des PMF sowie der Effekt additiver Stabilisierungsverfahren mittels transsyndesmotischer Stellschraube, Fadenankeraugmentation zur Rekonstruktion des anterioren Syndesmosenbandes (AITFL) und deren Kombination. Die tibiofibulare Stabilität wurde mit Hilfe eines Sechs-Achsen-Industrieroboters (Fa. KUKA Robotics) und optischen Messsystems (Fa. Gom Metrology) an humanen Unterschenkelpräparaten (n=8) untersucht. In Neutralstellung, Dorsalextension und Plantarflexion wurde die Stabilität der Fibula in Relation zur Tibia in der Sagittal-, Coronar- und Axialebene unter Simulation eines Außenrotationsstresstests mit vordefiniertem Drehmoment von 5 Newtonmeter und axialer Belastung von 200 Newton untersucht. Die vorliegende Studie wurde in sieben Untersuchungsabschnitten unterteilt: tibiofibulare Syndesmose komplett intakt, Osteotomie des hinteren Kantenfragmentes (PMF), Durchtrennung AITFL, interossärer Bänder (IO) und PMF, danach erfolgten unterschiedliche Rekonstruktionsverfahren (alleinige direkte Plattenosteosynthese des PMF, additive Verfahren mittels transsyndesmotischer Stellschraube, AITFL-Fadenaugmentationssystem oder deren Kombination). Es zeigte sich, dass nur eine komplette Verletzung der Syndesmose (AITFL, interossäre Bänder und PMF), nicht aber ein alleiniges PMF zu einer signifikanten Instabilität des OSG in allen Ebenen führt. Hier konnte die alleinige Fixierung des PMF mittels Plattenosteosynthese die tibiofibulare Stabilität insbesondere in der Sagittalebene jedoch nicht wiederherstellen (Sagittalebene in 0° -1,978±0.7218mm p&gt;.05). Die additive Stabilisierung war nur in der Kombinationstherapie aus transsyndesmotischer Stellschraube und Fadenaugmentationssystem (InternalBraceTM) in der Lage, sowohl eine vergleichbare Stabilität wie bei intakter Syndesmose wiederherzustellen, als auch die nicht physiologische Außenrotation des Talus begrenzen. Zur Wiederherstellung der tibiofibularen Stabilität bei Läsion des AITFL, IO und PMF besteht in vitro neben der direkten Plattenosteosynthese des PMF die Notwendigkeit der additiven Stabilisierung, insbesondere in der Sagittalebene. Daraus folgend kann bei intraoperativer Beurteilung der Syndesmosenstabilität durch den Einzinker-Test im Mortise-View nach Rekonstruktion der Malleolengabel die persistierende Instabilität in der Sagittalebene unterschätzt werden und sollte um eine entsprechende Untersuchung der dorsalen Instabilität ergänzt werden.

Sprunggelenksfrakturen und Osteoporose Sollten wir auch sie als osteoporoseassoziierte Fraktur ansehen?

Abstract-Text (inkl. Referenzen und Bildunterschriften) Die Osteoporose verursacht nicht nur einen großen volkswirtschaftlichen Schaden, sondern stellt auch eine deutliche Lebensqualitätseinschränkung für den betroffenen Patienten dar. Die International Osteopororis Foundation (IOF) bezifferte die Anzahl an Osteoporose leidenden Menschen in Deutschland zuletzt mit 5,7 Millionen [1]. Laut dem Hamburger Center for Health Economics ist Osteoporose mit den zugehörigen Frakturen die häufigste Erkrankung bei Frauen über 50 Jahren. In dieser Gruppe ist Osteoporose somit häufiger als Herz-Kreislauf-Erkrankungen [2]. Die Kosten für die osteoporosedingten Folgeerkrankungen wie Frakturversorgung aber auch die damit einhergehende Pflegebedürftigkeit steigen jedes Jahr. Für 2019 betrugen sie für Frakturen in Deutschland nach Schätzungen der IOF 13,8 Mrd. Euro [1]. Dieser Trend wird durch die zunehmend immer älter werdende Bevölkerung noch beschleunigt. Hier rechnen Experten mit einer Steigerung der Kosten von gut 23 % bis 2030 [1]. Diese Zahlen belegen die Dringlichkeit der Verbesserung der Diagnostik von Patienten mit Osteoporose. Ein enwichtigen Punkt in der Leitlinie stellen hier die Vorfrakturen nach Niedrigenergietraumata dar. Unter nichtvertebralen Frakturen kennt die Leitlinie hier jedoch Ausnahmen wie Zehen- oder Schädelfrakturen und nennt hier auch Knöchelfrakturen. Über den Untersuchungszeitraum von 12 Monaten, beginnend im April 2021 wurden alle Patienten über 45 mit einer Fraktur konsekutiv gescreent und nach Niedrigenergietrauma in diese Studie aufgenommen. Die Patienten wurden nach Risikofaktoren für Osteoporose [3] befragt und der FRAX®-Wert zur Abschätzung einer Therapieindikation genutzt [4]. Insgesamt konnten 613 Patienten eingeschlossen werden. Darunter 66 Sprunggelenksfrakturen. Unter ihnen zeigten nach Leitlinie 69 % eine Indikation zum Osteoporosescreening. Eine bestehende Therapieindikation entsprechend dem berechneten FRAX®-Wert wiesen 41 % der Patienten mit Sprunggelenksfrakturen auf. Im Vergleich dieser Werte mit den klassischen major osteoporotic fractures wie der distalen Radiusfraktur oder der hüftgelenksnahen Fraktur liegen die ermittelten Werte leicht niedriger. Für die klassische osteoporoseassoziierte distale Radiusfraktur zeigt sich eine Screeningindikation von 73 % und eine vorbestehende Therapieindikation von 53 %. Dies erklärt ggf. warum die Sprunggelenksfraktur per Definition keine osteoporoseassozierte Fraktur ist, dennoch belegen die Zahlen, dass es im klinischen Alltag aktuell sehr wohl sinnvoll ist, sie im Hinblick auf das diagnostische Screening für Osteoporose wie eine zu behandeln. Bei dem hohen Anteil von Patienten, die eine Screeningindikation bieten, sollten wir im Rahmen der Frakturtherapie den Patienten diese anbieten und sie durchführen. So könnten auch Sprunggelenksfrakturen dazu beitragen, die aktuelle Therapielücke von 80 % in Deutschland [5] zu schließen.

Sprunggelenksfrakturen und Osteoporose – Sollten wir auch sie als osteoporoseassoziierte Fraktur ansehen?

M.Sc.

Entwicklung und Reliabilitätsprüfung eines IMU basierten 2-Segement Fußmodells zur Ganganalyse

Abstract-Text (inkl. Referenzen und Bildunterschriften) Fragestellung Instrumentierte Ganganalysen erfolgen üblicherweise mittels optischer Bewegungsanalysesystemen (OMC). Die Fuß- und Sprunggelenke werden mittels einer Drei-Segment-Analyse (Oxford Foot Model (OFM)) abgebildet. Auch wenn diese Ganganalyse den aktuellen Gold-Standard darstellt, ist sie kosten- und zeitintensiv. Inertiale Messeinheiten (IMU) könnten eine zeitsparende Alternative darstellen. Allerdings werden der Fuß und das Sprunggelenk nur als ein Segment abgebildet. Diese übermäßige Vereinfachung erlaubt keine aussagekräftige Analyse. Die Ziele dieser Studie waren (1) die Entwicklung eines 2-Segment-Fußmodells mittels IMUs, (2) die Erhebung eines Normdatensatzes, sowie (3) die Durchführung einer Reliabilitätsprüfung. Methoden Die Studie wurde von der lokalen Ethikkommission genehmigt (#19-0177). Zuerst wurde das bestehende 1-Segement Fußmodell (Fa. Noraxon, Scottsdale, USA) um einen zusätzliche IMU-Sensor am Calcaneus ergänzt (Abb.1:3). Die Position der anderen IMUs blieb unverändert (Abb.1:1,2). Dies ermöglicht die separate Analyse des OSG (Abb.1:A), Subtalargelenks (Abb.1:B) und Chopart Gelenks (Abb.1:C). <table border="1" cellspacing="0" cellpadding="0"> <tr> <td width="604" valign="top"> Abbildung 1: 2-Segment-Fußmodells und zu analysierenden Gelenkachsen. </td> </tr> <tr> <td width="604" valign="top"> </td> </tr> <tr> <td width="604" valign="top"> Lokalisation der IMUs: Proximale Tibia (1), latero-dorsaler Vorfuß (2), Calcaneus (3). Gelenklinien: OSG (A), Subtalargelenk (B), Chopart Gelenk (C). </td> </tr> </table> Anschließend wurde ein Normdatensatz, basierend auf 20 gesunden Probanden, erhoben. Zuletzt wurde die Intra-Rater-, Inter-Rater- und Test-Retest-Reliabilität an weiteren 12 gesunden Probanden untersucht. Die Datenaufnahme war für alle Probanden identisch. Nach standardisiertem Aufbringen der IMU-Sensoren erfolgte die Laufkalibrierung. Nach Laufbandgewöhnung (2min, 4km/h) erfolgte die eigentlichen Messungen (30sek.). Pro Proband wurden 4 Messungen durchgeführt. Die Datenverarbeitung erfolgte in Matlab. Die Fußkinematik wurde, analog zum OFM, für Schienbein-Vorfuß, Schienbein-Rückfuß und Vorfuß-Rückfuß in der Sagital-, Frontal- und Transversalebene berechnet. Die Intra-Rater-, Inter-Rater- und Test-Retest-Reliabilität wurde mit statistisch-parametrischem Mapping (SPM) evaluiert. Ergebnisse Die Positionierung des zusätzlichen Sensors war stabil und reproduzierbar. Die Kinematik Daten der Referenzpopulation sind in Abbildung 2 dargestellt. Das SPM ergab keine signifikanten Unterschiede für die Inter-Rater-, Intra-Rater- und Test-Retest-Reliabilität (p&gt;0,05). <table border="1" cellspacing="0" cellpadding="0"> <tr> <td width="604" valign="top"> Abbildung 2: Normdatensatz (A) sowie SPM Ergebnisse für die intra- (B), inter- (C), und Test-Retest Reliabilität (D). </td> </tr> <tr> <td width="604" valign="top"> </td> </tr> </table> Schlussfolgerung Das 2-Segment-Fußmodells scheint eine wertvolle und reproduzierbare Erweiterung des IMU-Systems darzustellen. Es ermöglicht die Erstellung kinematischer Kurven vergleichbar zu dem OFM (mittels OMC). Zukünftige Studien sollten das 2-Segement-Fußmodell gegen OMC vergleichen und dessen Einsatzbarkeit bei Patient:innen untersuchen.

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