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Die Häufigkeit absoluter und relativer präoperativer Verbalgedächtnisdefizite und deren Einfluss auf postoperative Gedächtnisveränderungen bei linksseitiger Temporallappenepilepsie

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Posterstation 1

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Die Häufigkeit absoluter und relativer präoperativer Verbalgedächtnisdefizite und deren Einfluss auf postoperative Gedächtnisveränderungen bei linksseitiger Temporallappenepilepsie

Session

Thema

  • Neuropsychologie

Mitwirkende

Lea Marie Reisch (Bielefeld / DE), Florian J. Mücke (Bielefeld / DE; Nijmegen / NL), Johanna L. Hopf (Bielefeld / DE), Chirstian G. Bien (Bielefeld / DE), Philip Grewe (Bielefeld / DE)

Abstract

Abstract-Text (inklusive Referenzen und Bildunterschriften)

Einleitung

In der prächirurgischen Diagnostik ist die Objektivierung von Beeinträchtigungen des Verbalgedächtnisses bei Patienten mit linksseitiger Temprallappenepilepsie (lTLE) und typischer Sprachdominanz von großer Bedeutung, um das Risiko einer postoperativen Gedächtnisverschlechterung abzuschätzen. Dabei können Beeinträchtigungen einerseits absolut als unterdurchschnittliche Verbalgedächtnisleistung, andererseits relativ als Dissoziation zwischen der Verbal- und einer signifikant besseren Figuralgedächtnisleistung operationalisiert werden.

Ziele

Das Ziel der Untersuchung war die Beschreibung absoluter und relativer präoperativer Beeinträchtigungen des Verbalgedächtnisses bei lTLE Patienten und deren Einfluss auf postoperative Gedächtnisveränderungen.

Materialien & Methoden

Retrospektiv wurden die präoperativen neuropsychologischen Daten von 254 Patienten mit lTLE und typischer Sprachlateralisation ausgewertet, die zwischen 2003 und 2020 im Krankenhaus Mara (Epilepsie-Zentrum Bethel) operiert wurden. Analysiert wurde die Häufigkeit von Defiziten (Z-Score < -1) im Verbalgedächtnis (Verlust nach 30-min. Delay) und Figuralgedächtnis (Lernleistung) sowie einer materialspezifischen Dissoziation zuungunsten des Verbalgedächtnisses (Z-Score-Differenz: (figural–verbal) > 1). Zudem wurden mittels Varianzanalyse postoperative Veränderungen des Verbalgedächtnisses in Abhängigkeit vom Vorliegen absoluter (Defizit) oder relativer (Dissoziation) präoperativer Verbalgedächtnisbeeinträchtigungen analysiert.

Ergebnisse

Präoperativ zeigten 36.2 % der Patienten ein Defizit im Verbalgedächtnis und 51.6 % im Figuralgedächtnis. Bei 24.0 % waren beide Bereiche betroffen. Eine materialspezifische Leistungsdissoziation war bei 19.7 % kongruent zur Seite der Epilepsie (verbal < figural) und bei 20.5 % inkongruent (verbal > figural). Der Anteil an Patienten mit kongruenter Dissoziation unterschied sich dabei nicht zwischen Patienten mit und ohne absolutem Gedächtnisdefizit (p=.053). 9.4% der Patienten zeigten sowohl ein absolutes Defizit als auch eine Leistungsdissoziation. Die Varianzanalyse der postoperativen Gedächtnisveränderung zeigte Haupteffekte von absoluter (p<.001) und relativer (p=.007) präoperativer Beeinträchtigung: Für beide Faktoren zeigten Patienten ohne präoperative Beeinträchtigung postoperativ einen höheren Gedächtnisverlust als Patienten mit präoperativer Beeinträchtigung. Die Interaktion von absoluter und relativer Beeinträchtigung war nicht signifikant (p=.425), sodass diese Faktoren die postoperative Veränderung unabhängig voneinander vorhersagten.

Zusammenfassung

Die Ergebnisse zeigen, dass eine unterdurchschnittliche Verbalgedächtnisleistung und eine materialspezifische Leistungsdissoziation zwischen Verbalgedächtnis und signifikant besserem Figuralgedächtnis in der präoperativen neuropsychologischen Untersuchung als separate Prädiktoren in die Risikovorhersage postoperativer Gedächtnisveränderungen einbezogen werden können. Dies ist insofern relevant, als nur ein geringer Anteil an Patienten beide lokalisationsdiagnostischen Hinweise gleichzeitig zeigt. Dennoch stellt die Kombination aus absoluter und relativer Beeinträchtigung einen wertvollen klinischen Parameter zur Identifikation von Patienten mit erhöhtem Risiko für postoperative Gedächtnisverluste dar.

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