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Das Proteus-Syndrom: eine Blickdiagnose

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Das Proteus-Syndrom: eine Blickdiagnose

Session

Thema

  • Pädiatrische Epileptologie

Mitwirkende

Johanna Pohl (Kiel / DE), Hiltrud Muhle (Kiel / DE), Almuth Caliebe (Kiel / DE)

Abstract

Abstract-Text (inklusive Referenzen und Bildunterschriften)

Hintergrund: Das Proteus-Syndrom ist eine seltene genetische Erkrankung der Überwucherungssyndrome (Inzidenz < 1/1.000.000), die durch asymmetrische Wucherungen insbesondere der Haut-, Knochen-, Fett- und Nervenzellen gekennzeichnet ist. Die ersten Symptome beginnen im frühen Kindesalter und nehmen im Verlauf zu. Bindegewebsnaevi, Hyperostose des Schädels, Skoliose, Extremitätenasymmetrien und vaskuläre Malformationen stellen neben benignen Tumoren weitere Erkrankungsmerkmale dar [1]. Der Mehrzahl der Fälle (bis zu 90%) liegt eine somatische Punktmutationen im ATK1-Gen zugrunde, welche zu einer Aktivierung des Gens und zum genetischen Mosaik führt [2]. Da ATK1 von Loss-of-function-Mutationen im PTEN-Gen aktiviert wird und dies wiederum zu einer fehlerhaften Aktivierung des mTOR-Signalweg führt, scheint der Eingriff in den mTOR-Signalweg ein sinnvoller Therapieansatz. Einzelfallberichte beschreiben einen positiven Effekt von Rapamycin (mTOR-Inhibitor) bei betroffenen Patienten [3-5].

Berichte über epileptische Anfälle und deren Prognose, sowie über mentale Verläufe beim Proteus-Syndrom sind rar [6, 7].

Fallbericht: Wir berichten über eine 6-jährige Patientin mit Proteus-Syndrom, die insgesamt drei epileptische Anfälle in Form von halbseitigen tonisch-klonischen Anfällen zeigte. Unter Levetirazetam Therapie besteht seit 3 Jahren Anfallsfreiheit. Mental zeigt das Kind eine schwere globale Entwicklungsstörung.

Optisch imponieren seit dem sechsten Lebensmonat zunehmende Wucherungen an unterschiedlichen Körperstellen: neben ausgeprägten cerebriformen Bindegewebstumoren, insbesondere an den Fußsohlen, imponieren faziale Dysmorphien und Zahnstellungsanomalien, Pigmentveränderungen im Rückenbereich sowie zahlreiche benigne Tumore. Nach klinischer Diagnosestellung erfolgte die gezielte genetische Untersuchung einer betroffenen Gewebeprobe, welche das Mosaik für die rekurrente pathogene Veränderung c.49G>A; p.(Glu17Lys) des ATK1 Gens bestätigte.

In Planung ist eine Rapamycin-Therapie, die nach aktueller Studienlage zu einer Wachstumsverzögerung der Tumore bis hin zu Stillstand oder gar Rückbildung führen kann.

Schlussfolgerung: Das Proteus-Syndrom ist eine Blickdiagnose. Bei vorliegender somatischer Mutation lässt sich die Diagnose durch genetische Analyse einer entsprechenden Gewebeprobe stellen. Nach Studienlage ist eine Therapie mit Sirolimus möglich, der Erfolg bei unserer Patientin bleibt abzuwarten. Eine multidisziplinäre Betreuung ist essenziell.

[1] M.M. Cohen, Jr., Proteus syndrome review: molecular, clinical, and pathologic features, Clin Genet 85(2) (2014) 111-9.

[2] R. Happle, Cutaneous manifestation of lethal genes, Hum Genet 72(3) (1986) 280.

[3] D.J. Marsh, T.N. Trahair, J.L. Martin, W.Y. Chee, J. Walker, E.P. Kirk, R.C. Baxter, G.M. Marshall, Rapamycin treatment for a child with germline PTEN mutation, Nature Clinical Practice Oncology 5(6) (2008) 357-361.

[4] G.E. Şahin, F. Hoşnut, Ş. Yeşil, N.G. Lafcı, A.E. Gül, G. Şahin, Sirolimus treatment of a PTEN hamartoma tumor syndrome presenting with melena, Turk J Pediatr 64(4) (2022) 766-774.

[5] L. Weibel, M. Theiler, R. Gnannt, K. Neuhaus, J.S. Han, H. Huber, T.M. Nordmann, Reduction of Disease Burden With Early Sirolimus Treatment in a Child With Proteus Syndrome, JAMA Dermatology 157(12) (2021) 1514-1516.

[6] D. Ibrahim, Proteus syndrome with sciatic nerve fibrolipomatous hamartoma: an uncommon finding in a rare disease: report of two cases with literature review, BJR Case Rep 8(2) (2022) 20210153.

[7] G.P. McMullin, M. Super, M.A. Clarke, Cranial hemihypertrophy with ipsilateral naevoid streaks, intellectual handicap and epilepsy: a report of two cases, Clin Genet 44(5) (1993) 249-53.

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