Zurück
  • Freie Vorträge
  • FV 11

Anfallsrezidive nach einem ersten unprovozierten Anfall bei Äteren – sollten wir den ersten Anfall behandeln?

Termin

Datum:
Zeit:
Redezeit:
Diskussionszeit:
Ort / Stream:
Hörsaal A

Poster

Anfallsrezidive nach einem ersten unprovozierten Anfall bei Äteren – sollten wir den ersten Anfall behandeln?

Thema

  • Epidemiologie und Versorgungsforschung

Mitwirkende

Katja Menzler (Marburg / DE), Louise Linka (Marburg / DE), Benedikt Magnus (Marburg / DE), Sven Fuest (Marburg / DE), Lena Habermehl (Marburg / DE), Leona Moeller (Marburg / DE), Susanne Knake (Marburg / DE)

Abstract

Abstract-Text (inklusive Referenzen und Bildunterschriften)

Fragestellung: Nach einem ersten unprovozierten Anfall liegt das Rezidivrisiko bei etwa 40% und ist abhängig von MRT und EEG Befunden. Studien betrachten in der Regel heterogene Patientengruppen, die Kinder und Erwachsene oder Erwachsene aller Altersgruppen umfassen. Es ist unklar, ob diese Daten repräsentativ sind für die spezielle Gruppe älterer Patienten, da mit zunehmendem Alter strukturelle Hirnläsionen, Hirnatrophie, neurodegenerative Erkrankungen und Multimorbidität zunehmen und möglicher Weise zu einem veränderten Rezidivrisiko führen. Ziel der vorliegenden Studie ist die Untersuchung der Rezidivrate sowie möglicher Weise die Rezidivrate beeinflussender Faktoren bei älteren Patienten mit erstem unprovoziertem Anfall.

Methoden. Die Daten von 304 Patienten mit erstem unprovoziertem Anfall und Alter über 60 Jahren der Klinik für Neurologie in Marburg wurden retrospektiv untersucht. Die Rezidivrate nach 1 und 2 Jahren wurde ausgewertet. Der Zusammenhang des Alters mit der Rezidivrate wurde mittels t-Test für unabhängige Stichproben und Pearsons's Korrelation untersucht, der Einfluss von epilepsietypischen Potenzialen im EEG, epileptogenen Läsionen in der Bildgebung sowie antikonvulsiver Medikation und Alter mittels binär logistischer Regression analysiert.

Ergebnisse. Die Rezidivrate betrug 24,5% nach einem und 34,4% nach zwei Jahren und zeigte keinen signifikanten Zusammenhang zum Alter der Patienten. Eine antikonvulsive Medikation wurde bei 87,8% der Patienten begonnen, bei 28,8% trotz fehlender eilepsietypischer Potenziale im EEG oder struktureller Läsionen in der Bildgebung, und reduzierte die Rezidivrate mit einem odds ratio von 0,28. Epileptogene Läsionen in der Bildgebung oder epilepsietypische Potenziale im EEG waren nicht signifikant mit einer erhöhten Rezidivrate assoziiert, wobei sich für epilepsietypische Potenziale im EEG jedoch mit einem odds ratio von 1,92 und p=0,089 ein Trend zeigte.

Schlussfolgerungen. Die vorliegenden Daten zeigen einen deutlichen protektiven Effekt der antikonvulsiven Medikation bei Patienten mit erstem unprovoziertem Anfall und Alter über 60 Jahren, obwohl bei etwa einem Drittel der Patienten die Diagnosekriterien einer Epilepsie bei fehlenden Hinweisen in der Bildgebung oder EEG nicht erfüllt waren. Befunde des EEG und MRT zeigten darüber hinaus keinen signifikanten Zusammenhang mit der Rezidivrate in dieser Kohorte älterer Patienten. Eine niederschwellige Behandlung von älteren Patienten mit erstem Anfall wird durch die vorliegenden Daten unterstützt.

  • © Conventus Congressmanagement & Marketing GmbH