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Eine prospektive populationsbasierte Studie zur Inzidenz des Status Epilepticus nach der neuen Definition

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Eine prospektive populationsbasierte Studie zur Inzidenz des Status Epilepticus nach der neuen Definition

Thema

  • Epidemiologie und Versorgungsforschung

Mitwirkende

Clara Jünemann (Marburg / DE)

Abstract

Abstract-Text (inklusive Referenzen und Bildunterschriften)

Einleitung:

Der Status epilepticus (SE) stellt einen der häufigsten lebensbedrohlichen Notfälle in der Neurologie dar und ist mit einer erheblichen Letalität und Morbidität assoziiert. Bis zum Jahre 2008 beinhaltete die Definition des SE einen epileptischen Anfall von mehr als 30 Minuten oder eine Serie von Anfällen ohne vollständige Wiederherstellung des Bewusstseins, der die Einleitung einer intensivmedizinischen Therapie bedingt. Mittlerweile ist es international akzeptiert und in entsprechenden Leitlinien empfohlen, dass die konsequente Behandlung des generalisierten SE bereits nach fünf Minuten klinischer Anfallsaktivität erfolgen sollte.[1]

Ziele:

Aufgrund dieser Definitionsänderung war zu vermuten, dass die Inzidenz des SE deutlich steigen, aber die Mortalität hingegen sinken wird, da therapeutische Maßnahmen schon in den ersten Minuten ergriffen werden. Es gibt bis dato keine epidemiologischen Daten, die die neue Zeitvorgabe berücksichtigen. Daher war das Ziel der Studie, die ersten epidemiologischen Daten nach der Definitionsänderung zu erfassen.

Materialien und Methoden:

Von September 2018 bis Februar 2020 wurde eine prospektive bevölkerungsbasierte Studie durchgeführt. Während des Studienzeitraums wurden 189 volljährige Patienten eingeschlossen, die im Postleitzahlengebiet 35xxx lebten, welches aufgrund seiner Bevölkerungsstruktur als repräsentativ für Deutschland gelten kann und einen Anfall von mindestens 5 Minuten Dauer oder wiederholte Anfälle ohne Erholung erlitten. Ein ausgewähltes Stadtgebiet "A" in Marburg wurde detaillierter betrachtet, aufgrund seiner ebenfalls repräsentativen Bevölkerungsstruktur. Die Patienten wurden von 14 beteiligten Krankenhäusern in diesem Gebiet gemeldet und innerhalb von 5 Tagen mit einem standardisierten Fragebogen untersucht. Etwa 30 Tage nach der Entlassung erfolgte ein Follow-Up.

Ergebnisse:

Die altersadjustierte jährliche Inzidenz des SE im Stadtgebiet A betrug 28,1/100 000 (vs. 14/100.000 in 2001). Sie war bei Männern höher als bei Frauen (30,9 vs. 25,5/100.000) und höher bei Personen > 60 Jahren als < 60 (62,9 vs. 13,6/100.000). Bei den meisten Patienten (43%) lag eine akute Ätiologie vor, hauptsächlich handelte es sich um akute zerebrovaskuläre (17,16%), tumorbedingte (14,18%) oder metabolische, infektiöse und toxische Störungen (7,46%, 7,46%, 9,70%). Die 30-Tage-Letalität im Bereich A betrug 5,6%. Die gesamte 30-Tage-Letalität im untersuchten Postleitzahlengebiet 35xxx betrug 11,6%.

Zusammenfassung:

Diese Studie liefert die ersten epidemiologischen Daten zur neuen Definition des SE in Deutschland. Im Vergleich zur Inzidenz der alten Definition im Jahr 2001 ist ein Anstieg der Inzidenz bei Erwachsenen zu verzeichnen, sowohl die der über, jedoch auch der unter 60-Jährigen. [2]Ein wichtiger Grund für den Anstieg ist zum einen, dass der SE nach der neuen Definition bereits nach fünf Minuten erfasst wird. Zum anderen spielt der demografische Wandel eine große Rolle, da der Anteil, der über 60-Jährigen in Deutschland, gestiegen ist (27,7% vs. 36,96%).

[1] DGN seit 2008; Lowenstein et al, 1998; Meierkord et al, 2009

[2] Knake et al 2001

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