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Ketogene Ernährungstherapie und Diabetes mellitus Typ I – ein Fallbericht

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Posterstation 6

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Ketogene Ernährungstherapie und Diabetes mellitus Typ I – ein Fallbericht

Session

Thema

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Mitwirkende

Mandy Alex (Radeberg / DE), Martin Lutz (Radeberg / DE), Antje Böhme (Radeberg / DE), Gudrun Körber (Radeberg / DE), Frank Brandhoff (Radeberg / DE), Thomas Mayer (Radeberg / DE)

Abstract

Abstract-Text (inklusive Referenzen und Bildunterschriften)

EINLEITUNG

Die ketogene Ernährungstherapie (KET) stellt seit über 100 Jahren eine etablierte Behandlungsmethode bei Kindern mit Epilepsie dar. Zunehmend gewinnt die KET auch in der Behandlung von Erwachsenen mit pharmakorefraktären Epilepsien an Bedeutung.

In den Leitlinien der Gesellschaft für Neuropädiatrie, gültig bis November 2021, wurde Diabetes mellitus Typ I (Diabetes) als relative Kontraindikation einer KET angesehen. In den aktuellen Leitlinien Nr. 022-021 (Stand November 2021) wird dazu nicht mehr Stellung genommen, aber eine "besondere Vorsicht" beim Einsatz der KET bei Vorliegen eines Diabetes angemahnt. Studien deuten auf einen positiven Effekt einer kohlenhydratarmen Ernährung auf den Verlauf von HbA1c-Wert, Insulinrate sowie Gewicht von Patienten mit Diabetes hin. Konkrete Empfehlungen für eine KET bei Diabetes werden nicht ausgesprochen. Es wird vor Hypoglykämien, diabetischer Ketoazidose und Dyslipidämien gewarnt und auf eine engmaschige Kontrolle bei der Einstellung verwiesen. Insgesamt besteht nach wie vor Unsicherheit darüber, ob und wie die KET bei Erwachsenen mit Diabetes eingesetzt werden kann.

Ziel

Der vorliegende Fall soll zeigen, wie eine Implementierung der KET bei einer erwachsenen Patientin mit pharmakorefraktärer Epilepsie und Typ-1-Diabetes umgesetzt wurde und wie sich die KET auf den Verlauf, insbesondere des Diabetes, auswirkte.

Methode/Fallbeschreibung

Bei der Patientin wurde eine strukturelle, autoimmun-vermittelte (GAD-Antikörper im Serum), fokale Epilepsie mit kognitiven Auren (Déjà vu, epigastrisch), nicht bewusst erlebten Anfällen, teils mit Automatismen und früher tonisch-klonischen Anfällen i.S. einer limbischen Enzephalitis diagnostiziert. Die Epilepsie begann im 34. Lebensjahr. Der Diabetes ist mit einer Insulinpumpe und einem CGM-Sensor versorgt. Es besteht zudem eine rezidivierende Depression. Die bisherigen therapeutischen Bemühungen (einschließlich Epilepsiechirurgie) blieben ohne beständigen Erfolg, daher wurde 2020 die Indikation für eine KET (modifizierte Atkins-Diät, kurz MAD) gestellt. Im Oktober 2019 wurde mit einer Kombinationstherapie aus Cannabidiol und Clobazam begonnen, die eine Anfallsreduktion, jedoch keine zufrieden stellende Anfallskontrolle zur Folge hatte. Die Ernährungsumstellung auf KET im Juli 2020 wurde durch die Patientin gut vertragen. Die tägliche Insulingabe konnte von ca. 12-17 IU/d zu Beginn der KET auf eine Tagesdosis von ca. 7 IU (kein Bolus) zum Ende der Einstellung verringert werden. Die Kohlenhydrate wurden bis auf 10 g/Tag reduziert. Es traten dann keine Hypoglykämien mehr auf, unter denen die Patientin bis zum Zeitpunkt der Einstellung noch nahezu täglich litt. Die Anfallsfrequenz hat sich positiv entwickelt, ebenso Lebensqualität und klinische Depression.

ERGEBNISSE

Die Patientin ist seit nunmehr 2 Jahren (Stand: November 2022) auf eine KET eingestellt. Diese soll aufgrund des positiven Verlaufs des Diabetes sowie der genannten positiven Effekte fortgeführt werden.

DISKUSSION

Der vorliegende Fall zeigt, dass eine KET neben der Wirkung bei pharmakorefraktären Epilepsien auch therapeutische Effekte bei Diabetes und eventuell auch einer Depression haben kann. Weitere Studien zur therapeutischen Wirkung ketogener Therapien auf Diabetes wären wünschenswert.

In Hinblick auf Diabetes mellitus Typ 1 als relative Kontraindikation einer KET ist festzustellen, dass diese unter engmaschiger Kontrolle durch ein interdisziplinäres Team sicher gelingen kann.

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