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Fallstricke der genetischen Diagnostik: Trio-Exom gemacht und trotzdem Diagnose verpasst!

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Fallstricke der genetischen Diagnostik: Trio-Exom gemacht und trotzdem Diagnose verpasst!

Session

Thema

  • Genetik

Mitwirkende

Bettina Meedt (Dortmund / DE), Silvia Vieker (Dortmund / DE), Jörg Schmitt (Dortmund / DE)

Abstract

Abstract-Text (inklusive Referenzen und Bildunterschriften)

Einleitung:

Im Bereich der Epileptologie kam es in den letzten Jahren zu einer deutlichen Zunahme der humangenetischen Diagnostik sowohl bezogen auf die Häufigkeit als auch den Umfang der Analysen. Diese hat mittlerweile eine festen Platz bei der ätiologischen Einordnung von Epilepsien.

Falldarstellung:

Wir berichten über eine 16 Jahre alte Jugendliche, die seit dem Alter von 11 Jahren unter einer therapierefraktären Epilepsie mit myoklonischen Anfällen und ausgeprägter Photosensibilität leidet. Kognitive Defizite bestehen nicht. Die Eltern sind konsanguin. Zwei Großcousinen der Patientin leiden ebenfalls seit dem Jugendalter an einer Epilepsie. Durch die betreuenden Kollegen wurde eine Therapiesistenz für Oxcarbazepin, Levetiracetam, Lamotrigin, Brivaracetam und Piracetam nachgewiesen. Anfallsfreiheit wurde nie erreicht. Eine Kernspintomographie des Schädels sowie ein Trio-Exom ergaben keine wegweisenden Befunde.

Im Rahmen der Erstvorstellung fielen permanente erratische Myoklonien auf. Im Wach-EEG wurden mehrere myoklonische Anfälle mit Polyspikes aufgezeichnet. Die Photostimulation musste bei Anfallsprovokation ab 4 Hz abgebrochen werden. In der Zusammenschau der Befunde ergab sich der klinische Verdacht auf das Vorliegen einer progressiven Myoklonus-Epilepsie Typ Unverricht-Lundborg.

Diskussion / Schlussfolgerung:

Die Unverricht-Lundborg-Krankheit (ULD) gehört zur Gruppe der Gruppe der Progressiven Myoklonus-Epilepsien. Die Patienten haben kein progredientes kognitives Defizit. Die Vererbung erfolgt autosomal-rezessiv. Ursache ist ein Mangel von Cystatin B verursacht durch Expansionen des Dodecamers CCCCGCCCCGCG im CSTB-Gen auf Chromosom 21.

Expansionen werden mittels Trio-Exom nicht detektiert, daher veranlassten wir eine Sequenzierung des Gens CSTB.

Eine biallelische pathogene Expansion des Dodecamer-Repeats wurde nachgewiesen und damit die Diagnose gesichert.

Unser Fall veranschaulicht eindrücklich die enormen Möglichkeiten der humangenetischen Diagnostik. Um diese jedoch effektiv für den Patienten nutzen zu können, ist es auch für den Kliniker wichtig, die Stärken und Schwächen der einzelnen Methoden zu kennen. Auch ein Trio-Exom kann die gründliche klinische Differentialdiagnostik nicht ersetzen.

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