Marie Dietz (Berlin / DE), Sebastian Hoyer (Berlin / DE), Lena Marie Böhm (Berlin / DE), Angela M. Kaindl (Berlin / DE)
Abstract-Text (inklusive Referenzen und Bildunterschriften)
Fragestellung
Kinder und Jugendliche mit Epilepsie (KmE) berichten über Defizite im Langzeitgedächtnis, trotz objektivierbarer unauffälliger Lern- und Gedächtnisleistung. Akzeleriertes Langzeitvergessen (ALF) beschreibt das Phänomen, eines gesteigerten Vergessens von gelernten Gedächtnisinhalten ohne Einbußen im Wiederabruf nach kurzer Latenz.
Ziel dieses systematischen Reviews ist, die aktuelle Studienlage zum Thema Langzeitgedächtniskonsolidierung bei KmE zusammen zu fassen. Weiter wird diskutiert, wie unterschiedliche Anfallsformen, der Hemisphärenfokus, sowie Schlaf Einfluss auf das Langzeitgedächtnis bei KmE haben.
Methoden
Die Datenbanken PubMed Medline und ScienceDirect wurden systematisch durchsucht nach den Preferred Reporting Items for Systematic Reviews (PRISMA) Guidelines. Es wurden Publikationen identifiziert, die nach 2005 mit den Schlagwörtern "longterm", "memory", "consolidation", "children", "epilepsy" publiziert wurden. 13 Studien erfüllten die Einschlusskriterien.
Ergebnisse
ALF konnte bei generalisierten und fokalen Epilepsien nachgewiesen werden. Unterschiede für verbales und visuelles Material zwischen rechter und linker Temporallappenepilepsie wurden nur in einer Studie gefunden. Allgemein konnte die Hypothese, dass bei KmE die schlafabhängige Konsolidierung erschwert ist, nicht eindeutig bestätigt oder widerlegt werden. Als ursächlich für eine Beeinträchtigung der schlafabhängigen Konsolidierung wurden interiktale epileptiforme Entladungen diskutiert.
Schlussfolgerungen
Defizite in der Langzeitgedächtniskonsolidierung bei KmE wurden in diesem Review beschrieben und deren mögliche Einflussfaktoren diskutiert. Die Ergebnisse dienen als Grundlage für weitere Studien im Bereich der Gedächtnisforschung bei KmE.