Ahmed B. Elshetihy (Bielefeld / DE), Birgitt Müffelmann (Bielefeld / DE), Thomas Cloppenborg (Bielefeld / DE), Chirstian G. Bien (Bielefeld / DE), Lema Nergiz (Bielefeld / DE)
Abstract-Text (inklusive Referenzen und Bildunterschriften)
Einleitung
Wir präsentieren die komplexe Fallgeschichte einer jetzt 41 jährigen Patientin mit generalisierter am ehesten juveniler myoklonische Epilepsie seit dem 13. Lebensjahr die im Verlauf nach einem Status epilepticus eine strukturelle fokale Epilepsie bei Hippocampussklerose links entwickelte. Zudem bestehen seit dem Alter von 25 Jahren psychogene nicht epileptische Anfälle und eine instabile Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ.
Ziele
Diese Langzeit-Kasuistik soll die Möglichkeit eines multifaktoriellen Anfallsleidens aufzeigen und die Behandelbarkeit der drei Anfallstypen bei einem einzigen Menschen vergleichen.
Methode
Retrospektive Erfassung von Anamnese und Vorbefunden aus der eigenen Patientenakte und aus auswärtigen Arztbriefen.
Ergebnisse
Die generalisierte Epilepsie begannen im 13. Lebensjahr und verlief gut bei initialem Ansprechen auf Medikamente. Mittlerweile ist die Patientin allerdings pharmakoresistent. Die fokale Epilepsie manifestierte sich im Alter von 39 Jahren, als es im Juli 2020 im Rahmen eines epileptischen Status ungeklärter Ursache zu einer Hippocampussklerose links kam. Die psychogenen Anfälle (Diagnosesicherheit nach LaFrance et al 2013: "wahrscheinlich") traten erstmals im Alter von 25 Jahren auf mit im Zusammenhang stehender instabiler Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ.
Die Ursache des Status bzw. die Entstehung der Hippocampussklerose soll hier näher beleuchtet werden um in zukünftigen Fällen eine Verbesserung der Behandlung von Patienten mit psychischen Komorbiditäten zu ermöglichen. Eine übersehene gleichzeitig bestehende fokale Epilepsie könnte somit Ursache des Status und als Erklärung für eine lange pharmakoresistente Epilepsie herangezogen werden (fragliche Fieberkrämpfe und Kawasaki Syndrom in der Kindheit) bzw. könnte der Status auch durch die erschwerte Behandlung der psychogenen nicht epileptischen Anfälle daher Statusfolge bei z.B. Medikamentenentzug vorliegen. Zusätzlich kam es zu zahlreichen Komplikationen bezüglich der wiederholten Intensivmedizinischen Behandlungen. Wegen einer Critical Illness-Polyneuropathie ist die Patientin seit 2020 rollstuhlpflichtig.
Nach einer Fallkonferenz, teilten wir der Patientin mit dass die eindeutige Zuordnung der Anfälle psychogen vs epileptisch nicht immer gelingt und für die Akutbehandlung nicht zwingend notwendig ist. Dies erfolgte, um Widerstände aufzuheben und eine verbesserte Compliance zu ermöglichen. Langfristig wurde eine Wiederaufnahme zur Langzeit-Video-EEG-Untersuchung und/oder Psychotherapie angeboten, welche bislang allerdings von der Patientin abgelehnt wurden. Es erfolgten mehrfache ambulante Termine und Gespräche. Zudem wurde vereinbart, überregional die Leitstelle des Rettungsdienstes zu informieren das eine dauerhafte Anbindung an unser Krankenhaus erfolgt um in Krisensituationen die Situation bei uns einzuschätzen, Unter- und Übertherapien zu reduzieren und Intensivmedizinische Behandlungen zu vermeiden.
Zusammenfassung
Bei dieser Patientin bestehen die drei häufigsten Anfallsleiden, nämlich eine generalisierte Epilepsie, eine fokale Epilepsie und psychogene Anfälle. Die Behandlung der beiden epileptischen Anfallstypen nach den üblichen Regeln verlief erfolgreich. Demgegenüber erweisen sich die psychogenen Anfälle als resistent und bestimmend für den langzeitigen Krankheitsverlauf. Damit bestätigt sich die Hypothese, dass die Prognose psychogener Anfälle schlechter ist als die epileptischer Anfälle.
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