Dr. Klaus Goldhahn (Berlin / DE), Prof. Dr. Angela Abicht (München / DE), Prof. Dr. med Werner Stenzel (Berlin / DE), PD Dr. Arpad von Moers (Berlin / DE)
Abstract-Text (inkl. Referenzen)
Einleitung
Mit Aufnahme in das Neugeborenenscreening kann durch eine prä- bzw. frühsymptomatische Behandlung der Krankheitsverlauf bei 5q assoziierter Spinaler Muskelatrophie entscheidend positiv beeinflusst werden. Bislang beruht das Screening auf biallelischer Deletionssuche im SMN1-Gen und berücksichtig damit 96,4% der 5q13 assoziierten SMA.
Methodik
Wir berichten über einen zur U3 erkannt frühsymptomatischen Säugling mit progredienter Muskelschwäche. Sowohl NG-Screening wie auch gezielte Deletionssuche im SMN1-Gen blieben unauffällig. Differentialdiagnosen wurden daher abgeklärt; unauffällige Bildgebung und Neurometabolik bis auf niedrige alpha-1,4 Glukosidase; genetisch bestätige sich M.Pompe nicht. In der Muskelbiopsie unreifes Muster mit fetalen Muskelzellen.
Ergebnisse
Erst im Alter von 4 Lebensmonaten konnte mittels Whole Exome Diagnostik eine 5q assozierte SMA am SMN1 Gen festgestellt werden (bei 2 SMN2 Kopien):Beide pathogenen Varianten [c.549del p.(Lys184Serfs*29)heterozygot] und [c.815A>G p.(Tyr272Cys)heterozygot] konnten in der vorherigen Deletionssuche nicht erfasst werden. Das mittlerweile schwer symptomatische Kind verstarb wenige Tage nach Therapiebeginn mit Risdiplam im Rahmen einer pulmonalen Verschlechterung mit Ateminsuffizienz.
Zusammenfassung
Trotz unauffälligem Screening und Deletionssuche im SMN1-Gen kann selten eine behandlungspflichtige 5q assoziierte SMA vorliegen und wirft damit die Frage wie auch Herausforderung einer zukünftig adaptierten Diagnostik auf.