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Eine "COVID19-Prophylaxe" mit schwerwiegenden Folgen

Beitrag in

Der interessante Fall I

Posterthemen

Mitwirkende

Dr. Julia Nordsiek (Bonn / DE), Dr. Michael Krämer (Bonn / DE), Hannah Asperger (Bonn / DE), Dr. Johannes Weller (Bonn / DE), PD Dr. med. Mohammed Banat (Bonn / DE), Dr. Louisa Nitsch (Bonn / DE), Dr. med. Felix Lehmann (Bonn / DE), PD Dr. Stefan Ehrentraut (Bonn / DE), Dr. Julian Zimmermann (Bonn / DE)

Abstract

Abstract-Text (inkl. Referenzen und Bildunterschriften)

Hintergrund: Nicht traumatische Bewusstseinsstörungen sind häufiges Symptom in der neurologischen Notfallversorgung1. Etwa 19% hiervon haben Intoxikationen als Ursache2, weshalb sie differentialdiagnostisch stets in Betracht gezogen werden sollten. Dies gilt insbesondere für spezielle pharmakogenetische Konstellationen. Fallbeschreibung: Eine 42-jährige Patientin wurde aufgrund akuter Agitation und zunehmender Vigilanzstörung aufgenommen und intubiert. Bildgebend zeigte sich ein generalisiertes Hirnödem. Die körperliche und laborchemische Diagnostik blieb unauffällig. Es erfolgte die Anlage einer externen Ventrikeldrainage zum Hirndruckmonitoring und zur Liquordiagnostik mit regelrechten Befunden. Auch die cMRT erbrachte keine Ursache. Nach ausführlicher Fremdanamnese stellte sich heraus, dass die Patientin in den Wochen zuvor "als Schutz vor Corona" das Antihelminthikum Ivermectin eingenommen hatte, welches wir im Serum nachweisen konnten. Mehrere Fallberichte berichten von Patienten mit Hirnödem und akuten neurologischen Symptomen nach Ivermectin Einnahme3. Ivermectin wirkt nur in sehr hohen Dosierungen neurotoxisch, aber es wird vermutet, dass pharmakogenetische Polymorphismen zu einer Ivermectin-Akkumulation im ZNS trotz regelrechter Dosierung führen können. Die Genotypisierung des Multidrug-Resistance-Protein 1(MDR1)-Transporters ergab einen homozygoten MDR1-C3435T-Polymorphismus, vereinbar mit einem verminderten Ivermectin-Transport aus dem ZNS3,4. Unter symptomatischer intensivmedizinischer Therapie war das Hirnödem rückläufig und der klinische Zustand besserte sich erheblich. Schlussfolgerungen: Selbst gut verträgliche und regelrecht dosierte Medikamente können in speziellen pharmakogenetischen Fällen zu schweren neurotoxischen Nebenwirkungen führen. Eine gründliche Anamnese ist essentiell, um seltene Ursachen für akute Bewusstseinsstörungen zu identifizieren.

1Smith AT et al. Mental Status in the Emergency Department. Semin Neurol. (2019)

2Schmidt WU et al. Causes of brain dysfunction in acute coma: a cohort study of 1027 patients in the emergency department. Scand J Trauma Resusc Emerg Med. (2019)

3Baudou E et al. Serious Ivermectin Toxicity and Human ABCB1 Nonsense Mutations. N Engl J Med. (2020)

4Bourguinat C et al. Analysis of the mdr-1 gene in patients co-infected with Onchocerca volvulus and Loa loa who experienced a post-ivermectin serious adverse event. Am J Trop Med Hyg. (2010)

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