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Rehabilitation bei neu diagnostizierter Epilepsie – eine kontrollierte Studie

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Rehabilitation bei neu diagnostizierter Epilepsie – eine kontrollierte Studie

Thema

  • Sozialmedizinische Aspekte

Mitwirkende

Anne Hagemann (Bielefeld / DE), Denise Lahr (Bielefeld / DE), Theodor W. May (Bielefeld / DE), Pascal Speicher (Bielefeld / DE; Saarbrücken / DE), Heiko Hausfeld (Bielefeld / DE), Ingrid Coban (Bielefeld / DE), Birgitt Müffelmann (Bielefeld / DE), Chirstian G. Bien (Bielefeld / DE), Ulrich Specht (Bielefeld / DE)

Abstract

Abstract-Text (inklusive Referenzen und Bildunterschriften)

EINLEITUNG

Die psychischen Belastungen und sozialen Einschränkungen, z.B. bei Fahreignung und im Beruf, vieler Menschen mit einer neu diagnostizierten Epilepsie (NDE) ähneln denen bei chronischer Epilepsie. In den letzten 10 Jahren wurden Patienten mit NDE zunehmend der Rehabilitationsklinik im Epilepsie-Zentrum Bethel zugewiesen. Inwiefern diese Patienten von dem 3-6-wöchigen Rehabilitationsangebot profitieren, ist bisher nicht untersucht worden.

ZIELE

Die Studie überprüft die Wirksamkeit des Rehabilitationsprogrammes für Patienten mit NDE in Bezug auf emotionale Anpassung, Aspekte der Lebensqualität (LQ) und Erwerbstätigkeit.

MATERIALIEN & METHODEN

Prospektive kontrollierte Studie. Zwei Gruppen erwachsener NDE-Patienten: o Rehabilitationsgruppe (RG): Teilnahme am interdisziplinären Rehabilitationsprogramm innerhalb des 1. Jahres nach Beginn mit einer Anfallsmedikation (AM). Fragebogen-Untersuchung bei Aufnahme und 1 Jahr nach Entlassung. o Kontrollgruppe (KG): Patienten mit einem AM-Beginn >1 Jahr, aber ≤2 Jahre vor Reha-Aufnahme, d.h. die Therapiedauer bei Aufnahme war vergleichbar mit der der RG 1 Jahr nach Entlassung. Instrumente: PESOS-Fragebogen, NDDI-E, GAD-7. Die Ergebnisse der RG 1 Jahr nach Entlassung wurden mit denen der KG zum Aufnahmezeitpunkt verglichen.

ERGEBNISSE

74 der 85 (87%) NDE-Patienten, die der Studienteilnahme in der RG zugestimmt hatten, sandten nach einem Jahr die Follow-up Fragebögen zurück (Alter: M=47.7 Jahre, 33.8% Frauen). Deren sozio-ökonomische und gesundheitsbezogene Daten zum Aufnahmezeitpunkt unterschieden sich nicht signifikant von den 56 KG-Patienten (Alter: M=45.5 Jahre, 41.1% Frauen), einschließlich Erwerbssituation, Anfallsfrequenz, Anfallsarten und psychiatrischer Komorbidität. Der Vergleich der 1-Jahres-Follow-up Befragung der RG mit der Aufnahmebefragung der KG zeigte signifikant bessere Ergebnisse der RG für die emotionale Anpassung (p=.003, Cohen"s d=-0.55), die globale Einschätzung der LQ (p=.006, d=0.51) und der Gesundheit (p=.011, d=0.46), die wahrgenommenen epilepsie-bedingten Einschränkungen (p<.001, d=-0.93) und den subjektiven Wissensstand über Epilepsie (p<.001, d=0.73). Es fand sich jedoch kein Unterschied der Gruppen bzgl. Depressivität, Ängstlichkeit und Erwerbssituation (p>.20). Hingegen waren RG-Patienten 1 Jahr nach Entlassung häufiger anfallsfrei (78% vs. 34%, p<.001), seltener wegen der Epilepsie im Krankenhaus (11% vs. 53%, p<.001) und vor der Befragung seltener mehr als 3 Monate arbeitsunfähig krank (42% vs. 69%, p=.014) als die KG (bei vergleichbarer Epilepsiedauer).

ZUSAMMENFASSUNG

In einer kontrollierten Studie zeigten RG-Patienten mit NDE ein Jahr nach Entlassung eine bessere Anfallssituation im Vergleich zur KG bei Aufnahme. In den Zielparametern waren die Ergebnisse der RG in mehreren Domänen besser, einschließlich epilepsie-bezogener Einschränkungen und emotionaler Anpassung, mit mittleren bis großen Effektstärken. Die Erwerbssituation war nicht unterschiedlich. Allerdings können die signifikant kürzeren Arbeitsunfähigkeitszeiten der RG als positiver Effekt des Reha-Programms interpretiert werden, zumal längere Arbeitsunfähigkeit mit erhöhtem Frühberentungsrisiko einhergeht. Eine Früherfassung von NDE-Patienten mit Rehabilitationsbedarf scheint auch vor dem Hintergrund wichtig, dass reduzierte LQ mit häufigeren Anfallsrezidiven einhergeht (und umgekehrt).

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