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Subjektive und objektive Kognition bei Menschen mit Epilepsie – Wie groß ist die Passung?

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Hörsaal A

Poster

Subjektive und objektive Kognition bei Menschen mit Epilepsie – Wie groß ist die Passung?

Thema

  • Neuropsychologie

Mitwirkende

Louisa Hohmann (Berlin / DE), Justus Berger (Berlin / DE), Shirley-Uloma Kastell (Berlin / DE), Martin Holtkamp (Berlin / DE)

Abstract

Abstract-Text (inklusive Referenzen und Bildunterschriften)

Einleitung: Viele Menschen mit Epilepsie berichten subjektive kognitive Beschwerden (SKB). Deren Ausmaß korreliert oft nur gering mit objektiven kognitiven Defiziten (OKD). Studien fokussieren bei SKB häufig das Gedächtnis, wobei auch andere Bereiche wie Aufmerksamkeit oder Exekutivfunktionen betroffen sein können. Die geringe Überlappung zwischen SKB und OKD könnte darin mitbegründet liegen, dass SKB nicht spezifisch genug untersucht werden.

Ziele: Ziel war es, SKB getrennt nach Bereichen Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Exekutivfunktionen zu untersuchen und die Passung mit OKD zu evaluieren.

Materialien & Methoden: Von 104 erwachsenen Patient*innen mit Epilepsie des Epilepsie-Zentrums Berlin-Brandenburg wurden von 03/18-03/20 prospektiv SKB und objektive Daten erhoben. Mit dem Fragebogen zur Erfassung der geistigen Leistungsfähigkeit (FLei) wurden bereichsspezifische Werte für SKB gemessen. Die Überlappung mit Leistungen in fünf Testparametern (psychomotorische Geschwindigkeit (PG), verbales Kurzzeitgedächtnis (KZG), verbales Lernen, verbaler Abruf (VA), phonematische Wortflüssigkeit (PW)) wurde in multiplen Regressionsanalysen für psychologische, demographische und medizinische Faktoren kontrolliert. SKB und OKD wurden zudem in Relation zu Normstichproben gesetzt, um zu evaluieren, wie realistisch die Patient*innen sich einschätzten. In exploratorischen logistischen Regressionsanalysen wurden Prädiktoren für Über- und Unterschätzung bestimmt.

Ergebnisse: Erhöhte SKB im Vergleich zur Norm wurden von 41% (Gedächtnis), 35% (Aufmerksamkeit) bzw. 23% (Exekutivfunktionen) der Stichprobe angegeben. SKB in Aufmerksamkeit und Gedächtnis wurden u.a. durch KZG und PG prädiziert, SKB in Exekutivfunktionen wurden auch durch PW vorhergesagt. Relevanter waren jedoch v.a. subjektive Medikamentennebenwirkungen und Angstsymptome. Während 31% (Exekutivfunktionen) bis 53% (Gedächtnis) der Patient*innen ihre objektiven Leistungen unterschätzten, zeigte sich auch eine Überschätzung bei bis zu 46% (Exekutivfunktionen). Je nach untersuchter Domäne divergierten Prädiktoren für eine Fehleinschätzung.

Zusammenfassung: Wir fanden domänenspezifische Zusammenhänge objektiver und subjektiver kognitiver Maße in einer diversen Epilepsie-Population. Relevanter für die subjektiven Beschwerden waren jedoch psycho-soziale und medizinische Aspekte. Bei etwa drei Vierteln der Patient*innen war zudem das Ausmaß der subjektiv berichteten Beschwerden im Fragebogen nicht kongruent zu den objektiven Testergebnissen, und je nach untersuchter Domäne zeigten sich hierfür unterschiedliche Prädiktoren. Zusammengenommen deuten unsere Ergebnisse daraufhin, dass subjektive und objektive kognitive Beschwerden bei Patient*innen mit Epilepsie unterschiedliche Problembereiche repräsentieren. Bei einer ganzheitlichen Evaluation sollten Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Exekutivfunktionen differenziert untersucht werden, um mögliche individuelle Ursachen für alltagsrelevante Einschränkungen zu finden.

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