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Fahreignung nach Anfällen infolge Autoimmun-Enzephalitis mit Antikörpern gegen neuronale Oberflächenantigene – eine internationale Multicenter-Studie

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Posterstation 5

Poster

Fahreignung nach Anfällen infolge Autoimmun-Enzephalitis mit Antikörpern gegen neuronale Oberflächenantigene – eine internationale Multicenter-Studie

Session

Thema

  • Sozialmedizinische Aspekte

Mitwirkende

Ulrich Specht (Bielefeld / DE), Anne Hagemann (Bielefeld / DE), Zsófia Hayden (Pécs / HU), TImea Berki (Pécs / HU), Martin Elisak (Prague / CZ), Petr Marusic (Prague / CZ), Charlotte Aaberg Poulsen (Odense / DK), Morten Blaabjerg (Odense / DK), Martin Holtkamp (Berlin / DE), Maria Ilyas-Feldmann (Berlin / DE), Stjepana Kovac (Münster / DE), Christine Strippel (Münster / DE), Nicolás Lundahl Ciano-Petersen (Bron / FR), Antonio Farina (Bron / FR), Jérôme Honnorat (Bron / FR), Sergio Muñiz-Castrillo (Bron / FR), Tobias Baumgartner (Bonn / DE), Rainer Surges (Bonn / DE), Sarosh Irani (Oxford / GB), Sudarshini Ramanathan (Oxford / GB), Christopher Uy (Oxford / GB), Jeffrey Britton (Rochester, NY / US), Kelsey Smith (Rochester, NY / US), Juliette Brenner (Rotterdam / NL), Juna de Vries (Rotterdam / NL), Maarten Titulaer (Rotterdam / NL), Yvette Crijnen (Rotterdam / NL), Andrew Christiana (New York, NY / US), Claude Steriade (New York, NY / US), Alec R. Friedman (New York, NY / US), Julien Hérbert (New York, NY / US), Zhen Hong (Chengdu / CN), Chirstian G. Bien (Bad Salzuflen / DE; Bielefeld / DE), Anna Rada (Bielefeld / DE)

Abstract

Abstract-Text (inklusive Referenzen und Bildunterschriften)

Einleitung Ein zentrales Anliegen von Patienten mit epileptischen Anfällen ist die (Wieder-)Erlangung der Fahreignung. Die Prognose auf Anfallsfreiheit für Patienten mit Autoimmunenzephalitis (AIE) mit Antikörpern gegen den N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptor (NMDAR), Leucine-rich glioma-inactivated 1 (LGI1), Contactin-assoziiertes Protein-2 (CASPR2) und den Gamma-Aminobuttersäure-B-Rezeptor (GABABR) ist günstig, allerdings sind die Fallzahlen der vorliegenden Studien noch unzureichend. Insgesamt erscheint aber die Vorgabe einer mindestens 1-jährigen Anfallsfreiheit (wie für eine etablierte Epilepsie z.B. in den deutschen Begutachtungsleitlinien; BLL) als Fahreignungs-Voraussetzung für diese Patientengruppe nicht angemessen. Nach den Empfehlungen einer europäischen Arbeitsgruppe (1) wird Fahreignung für Gruppe 1 als gegeben angesehen, wenn das Anfallsrezidivrisiko (ARR) für das folgende Jahr ("Chance of an occurrence of a seizure in the next year", COSY) unter 20-40% liegt. In Großbritannien (2) und in den in Überarbeitung befindlichen deutschen BLL (3) wurde die Grenze auf 20% festgelegt.

Ziele Diese Studie überprüft, ob für Patienten mit den o.g. AIEn, die eine 3-monatige Anfallsfreiheit erreicht haben, das ARR für das Folgejahr unter 20% liegt. Eine 3-monatige Fahrpause gilt in Deutschland, Österreich und der Schweiz nach einem einmaligen akut-symptomatischen Anfall.

Material und Methoden Im Rahmen einer Multicenter-Studie wurden die Verlaufs-Daten von Patienten (Alter ≥15 Jahre) untersucht, die für mindestens drei Monate anfallsfrei geworden waren. Das ARR für die folgenden zwölf Monate wurde für jede Antikörper-Gruppe mit der Kaplan-Meier-Methode geschätzt. Der Einfluss von möglichen Kovariaten (Alter, Geschlecht) wurde mittels Cox-Regression untersucht. Die Art der Therapie blieb unberücksichtigt.

Ergebnisse Wir schlossen 383 Patienten mit NMDAR-, 440 mit LGI1-, 114 mit CASPR2- und 44 mit GABABR-AIE aus 14 internationalen Zentren ein. Die Wahrscheinlichkeit, nach Erreichen einer 3-monatigen Anfallsfreiheit für weitere 12 Monate anfallsfrei zu bleiben, war für NMDAR 0.89 (95% CI 0.85-0.92), für LGI1 0.84 (0.80-0.88), für CASPR2 0.82 (0.75-0.90) und für GABABR 0.76 (0.62-0.93). Cox-Regressionen zeigten als einzigen signifikanten Effekt, dass das ARR in der LGI1-Gruppe bei Patienten, die älter als 70 Jahre waren, höher war als bei jüngeren Patienten (hazard ratio 1.66 [CI 1.04-2.63]). Die Mehrheit der Patienten mit Anfallsrezidiven nach der ersten Anfallsphase in der NMDAR- und LGI1-Gruppe erreichten eine Anfallsremission nach einer zweiten oder dritten Anfallsphase (NMDAR 61% bzw. 56%, LGI1 61% bzw. 52%).

Zusammenfassung Unter der Voraussetzung, dass ein ARR von unter 20% für die nächsten zwölf Monate für das Erlangen einer Fahreignung für Kraftfahrzeuge der Gruppe 1 ausreichend ist, bestünde bei Patienten mit NMDAR- oder LGI1-Antikörpern Fahreignung, nachdem sie drei Monate anfallsfrei geblieben sind. Für die CASPR2-Gruppe schließt das Konfidenzintervall ein ARR von 20% nicht aus. Die Ergebnisse sind ein Schritt in Richtung auf eine individualisierte Beurteilung der Fahreignung.

Literatur: (1) Second European Working Group on Epilepsy and Driving (2005) https://ec.europa.eu/transport/road_safety/system/files/2021-07/epilepsy_and_driving _in_europe_final_report_v2_en.pdf. (2) Bonnett et al (2010) BMJ 341: c6477 (3) Krämer & Specht (2022) Z Epileptol 35: 255

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