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Anfallssemiologien bei Autoantikörper-vermittelten Enzephalitiden

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Anfallssemiologien bei Autoantikörper-vermittelten Enzephalitiden

Thema

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Mitwirkende

Tillman Kaaden (Jena / DE), Albrecht Kunze (Bad Berka / DE; Jena / DE), Michael Malter (Köln / DE), Marie Madlener (Köln / DE), Klemens Angstwurm (Regensburg / DE), Chirstian G. Bien (Bielefeld / DE), Yuri Bogarin (Teupitz / DE), Kathrin Doppler (Würzburg / DE), Alexander Finke (Lüneburg / DE), Stefan T Gerner (Erlangen / DE), Gernot Reimann (Dortmund / DE), Martin Häusler (Aachen / DE), Robert Handreka (Cottbus / DE), Kerstin Hellwig (Bochum / DE), Max Kaufmann (Hamburg / DE), Christoph Kellinghaus (Osnabrück / DE), Peter Koertvelyessy (Berlin / DE), Andrea Kraft (Halle (Saale) / DE), Jan Lewerenz (Ulm / DE), Til Menge (Düsseldorf / DE), Asterios Paliantonis (Zürich / CH), Felix von Podewils (Greifswald / DE), Harald Prüss (Berlin / DE), Sebastian Rauer (Freiburg i. Br. / DE), Marius Ringelstein (Düsseldorf / DE), Kevin Rostásy (Datteln / DE), Ingo Schirotzek (Giessen und Marburg / DE), Julia Schwabe (Hamburg / DE), Piotr Sokolowski (Wermsdorf / DE), Marie Suesse (Greifswald / DE), Kurt-Wolfram Sühs (Hannover / DE), Rainer Surges (Bonn / DE), Simone C. Tauber (Aachen / DE), Franziska S. Thaler (München / DE), Florian Then Bergh (Leipzig / DE), Christian Urbanek (Ludwigshafen / DE), Klaus-Peter Wandinger (Kiel/Lübeck / DE), Brigitte Wildemann (Heidelberg / DE), Sigrid Mues (Dresden / DE), Uwe Zettl (Rostock / DE), Frank Leypoldt (Kiel / DE), Nico Melzer (Münster / DE; Freiburg i. Br. / DE), Christian Geis (Jena / DE)

Abstract

Abstract-Text (inklusive Referenzen und Bildunterschriften)

Einleitung: Die Diagnose Autoantikörper-vermittelter Enzephalitiden stellt aufgrund vielfältiger klinischer Erscheinungsbilder und eines weiten Spektrums möglicher Differentialdiagnosen eine erhebliche Herausforderung dar. Epileptischen Anfällen kommt in diesem Zusammenhang eine große Bedeutung zu. Eine frühzeitige Immuntherapie ist prognostisch relevant, wird aber oftmals bis zur diagnosesichernden Bestimmung spezifischer Antikörper verzögert. In der Vergangenheit versuchte man bereits dieser Problematik durch die Kategorisierung entsprechender Patienten anhand klinischer Merkmale zu begegnen. Detaillierte Kenntnisse über typische Anfallssemiologien könnten zu einem besseren Krankheitsverständnis und damit zu einer Beschleunigung des Diagnoseprozesses beitragen. Als richtungsweisendes Beispiel ist an dieser Stelle die Beschreibung faziobrachialer dystoner Anfälle (FBDS) bei Patienten mit Autoimmunenzephalitis und Antikörpern gegen Leucine-rich glioma-inactivated protein 1 (LGI1) zu nennen.

Ziele: Ziel unserer Studie war die Analyse von Anfallssemiologien bei Patienten mit Autoimmunencephalitis und nachgewiesenen Autoantikörpern gegen N-Methyl-D-Aspartat-Receptor (NMDAR+), LGI1 (LGI1+) oder Glutamat-Decarboxylase (GAD+). Darüber hinaus wurde der Einfluss epiletpischer Aanfälle auf Diagnoseprozess und Krankheitsverlauf untersucht.

Materialien und Methoden: Im Rahmen einer multizentrischen Kohortenstudie erfolgte die Analyse zwischen 2004 und 2016 erhobener Daten des Deutschen Netzwerks zur Erforschung der autoimmunen Enzephalitis (GENERATE – GErman NEtwork for REsearch on AuToimmune Encephalitis). Alle Patienten litten unter einer Autoimmunenzephalitis mit nachgewiesenen Antikörpern gegen NMDAR, LGI1 oder GAD. Ergänzende, anfallssemiologische Angaben wurden den Entlassungsberichten der jeweiligen Kliniken entnommen.

Ergebnisse: Die Daten von insgesamt 320 Patienten mit Autoantikörper-vermittelter Enzephalitis wurden analysiert (190 NMDAR+, 89 LGI1+ and 41 GAD+). Epileptische Anfälle traten bei 113 (60%) NMDAR+, 69 (78%) LGI1+ und 26 (65%) GAD+ Patienten auf. Diagnostisch wegweisend waren diese bei 53 (28%) der NMDAR+, 47 (53%) der LGI+ und 20 (49%) der GAD+ Patienten. Bilateral tonisch-klonische Anfälle wurden bei NMDAR+ (38/51, 75%) and GAD+ (14/20, 70%) Patienten ähnlich häufig, bei LGI1+ Patienten (27/59, 46%) etwas seltener beobachtet. Fokale Anfälle traten unter den NMDAR+ (67/113; 59%) etwas seltener auf als bei den LGI1+ (54/69, 78%) und GAD+ Patienten (23/26; 88%). Eine Aura mit Déjà-vu-Empfinden war nahezu spezifisch für GAD+ Patienten (16/20, 80%). FBDS wurden ausschließlich bei LGI1+ Patienten (17/59, 29%) beobachtet. Fast jeder dritte NMDAR+ Patient erlitt einen Status epilepticus. In den beiden anderen Gruppen wurde diese Komplikation nur selten beobachtet. Einzig innerhalb der NMDAR+ Gruppe gingen epileptische Anfälle mit einer höheren neurologischen Beeinträchtigung bzw. mit einem höheren Wert auf der modifizierten Rankin-Skala einher.

Zusammenfassung: Epileptische Anfälle sind ein häufiges und diagnostisch relevantes Symptom Autoantikörper-vermittelter Enzephalitiden. Bei LGI+ und GAD+ Patienten weist die Semiologie überwiegend auf einen temporalen Anfallsursprung hin. FBDS sind pathognomonisch für LGI1+ Enzephalitiden. In der NMDAR+ Gruppe zeigen die Anfälle ein wesentlich heterogeneres Erscheinungsbild - entsprechend der Affektion multipler Hirnregionen. NMDAR+ Patienten erleiden häufiger einen Status epilepticus.

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