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Kombinierte Betrachtung verbaler Gedächtnisleistungen anhand verschiedener mnestischer Subfunktionen bei Patient*innen mit Epilepsie: Klinische Einflussvariablen und erste Validierungsergebnisse

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Hörsaal A

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Kombinierte Betrachtung verbaler Gedächtnisleistungen anhand verschiedener mnestischer Subfunktionen bei Patient*innen mit Epilepsie: Klinische Einflussvariablen und erste Validierungsergebnisse

Thema

  • Neuropsychologie

Mitwirkende

Philip Grewe (Bielefeld / DE), Chirstian G. Bien (Bielefeld / DE)

Abstract

Abstract-Text (inklusive Referenzen und Bildunterschriften)

Einleitung:

Die Erfassung verbaler Gedächtnisleistungen besitzt bei Patient*innen mit Epilepsie (PME) einen hohen Stellenwert – insbesondere im Kontext der epilepsiechirurgischen Diagnostik. Dennoch findet man in der Literatur Inkonsistenzen hinsichtlich der Relevanz einzelner Subprozesse (z.B. Lernen vs. Abruf vs. Wiedererkennen). Dabei werden in der Regel Einzelscores betrachtet, während die Berücksichtigung kombinierter Werte über mehrere Subfunktionen des Verbalgedächtnisses bislang kaum untersucht wurde. Es ist unklar, welche klinischen Faktoren eine solche Gesamtbeeinträchtigung begünstigen und ob die Betrachtung der Gesamtbeeinträchtigung ein valides Maß verbaler Gedächtnisfunktionen darstellt.

Ziele:

Ziel der aktuellen Untersuchung war die Identifikation von Risikofaktoren für die Gesamtbeeinträchtigung verschiedener verbal-mnestischer Subfunktionen bei PME und die Überprüfung der Validität dieser Maße hinsichtlich der subjektiven Gedächtnisbeeinträchtigung und der mnestischen Veränderung nach Epilepsiechirurgie.

Materialien/Methoden:

Untersucht wurden 102 PME, die eine prächirurgische Diagnostik im Krankenhaus Mara (Epilepsie-Zentrum Bethel) durchlaufen hatten. Anhand der Subtests "Lernleistung" (Σ Durchgang 1-5), "freier Abruf" (Durchgang 7), "Behaltensleistung" (Durchgang 5 minus 7) und "Wiedererkennen" (Rekognition minus Falsch Positive) aus dem Verbalen Lern- und Merkfähigkeitstest wurden zwei Gesamtscores berechnet: (1) Gesamtanzahl: Anzahl beeinträchtigter Untertests (z-Score < -1), (2) Gesamtsumme: Summe der z-Scores. Subjektive Gedächtnisleistungen wurden mit dem Fragebogen zur Geistigen Leistungsfähigkeit erhoben.

Ergebnisse:

In einem verallgemeinerten linearen Modell (negativ binominale Regression) wurde die Gesamtanzahl vorhergesagt durch: (1) Vorliegen einer hippocampalen Läsion (p = .010), (2) Alter bei Untersuchung (p = .005), (3) Einnahme von Antiepileptika mit erhöhtem kognitivem Nebenwirkungsrisiko (Topiramat, Zonisamid, Benzodiazepine o. Phenobarbital, p = .066). Für eine Subgruppe von PME nach Temporallappenresektion (n = 43) zeigte sich ein geringerer postoperativer Verlust der verbalen Abrufleistung bei hoher Gesamtanzahl (≥ 3 beeinträchtigte Untertests, p = .021). Die subjektive Gedächtniseinschätzung wurde durch die Gesamtsumme vorhergesagt (p = .002).

Zusammenfassung:

Eine stärkere Ausprägung der Beeinträchtigung verschiedener verbal-mnestischer Subprozesse bei PME lag bei hippocampaler Läsion, älteren Patient*innen und der Einnahme bestimmter Antiepileptika vor, und hing signifikant mit der subjektiven Gedächtniseinschätzung zusammen. Die Ergebnisse weisen zudem darauf hin, dass eine präoperativ hohe Gesamtbeeinträchtigung über verschiedene verbal-mnestische Funktionen mit geringen postoperativen Gedächtnisverlusten assoziiert sein könnte. Die hier vorgestellten Parameter der Gesamtbeeinträchtigung sollen in zukünftigen Studien an größeren Stichproben angewandt werden, um die prädiktive Validität für postoperative Veränderungen genauer zu evaluieren. Die Gesamtbeeinträchtigung über verschiedene verbal-mnestische Subprozesse und die Berücksichtigung der hier objektivierten, mit ihnen assoziierten Risikofaktoren stellen somit eine valide Erweiterung zur klinischen Standardauswertung einzelner Gedächtnisparameter dar.

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