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  • eP 045

Modellprojekt Tele-Epileptologie Ruhr: Analyse der Nutzung und der Anwenderakzeptanz

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ePoster 05

Posterthemen

Mitwirkende

Sigrid Mues (Bochum / DE), Wenke Grönheit (Bochum / DE), Tim Wehner (Bochum / DE), Jörg Wellmer (Bochum / DE)

Abstract

Abstract-Text (inklusive Referenzen und Bildunterschriften)

Einleitung: Um allgemein-neurologische Abteilungen ohne Epileptologen bei der (Differential) Diagnostik und Therapie von Patienten mit anfallsartigen Gesundheitsstörungen unterstützen zu können, wurden von der Ruhr-Epileptologie Bochum im Rahmen der Studie "Modellprojekt Tele-Epileptologie Ruhr" (TE Ruhr) vom 01.09.18 bis 30.06.22 eine telemedizinische Infrastruktur angeboten und fallbezogene Konsile durchgeführt.

Material & Methoden: Partnerkliniken (PK) der multizentrischen, prospektiven Pilotstudie waren Kliniken, mit denen bereits im Vorfeld konsiliarischer Austausch bestand. Patienten wurden nach Maßgabe der behandelnden Ärzte nach schriftlicher Einwilligung vorgestellt. Die telemedizinische Kommunikation über Patientendaten, anamnestische Angaben, Fragestellung sowie der Austausch von Untersuchungsdaten erfolgte über eine Webanwendung (Datensicherheit und Datenschutz gewährleistet). Wir analysieren jetzt die teilnehmenden Klinken, Nutzungsfrequenz, Indikationen für die Fallvorstellungen und rückblickende Zufriedenheit der Ärzte mit der TE Ruhr (Online Umfrage).

Ergebnisse: Seit 2018 beteiligten sich 5, seit 2020 8 regionale, nicht universitäre, neurologische PK mit 19 bis 120 Betten an der TE Ruhr. Mit allen PK konnten die telemedizinische Kommunikation und der Austausch von Untersuchungsdaten realisiert werden. Im Studienzeitraum wurden 69 Konsile für 65 Patienten (18-85 Jahre) bearbeitet, die Nutzung schwankte zwischen 2 und 36 pro PK (MW 8,6). Nach Einschätzung der PK hatten 31% der Patienten (n=20) sicher eine Epilepsie, bei 69% (n=45) bestand diagnostische Unsicherheit. Die häufigsten Gründe für Konsile waren die Bitten um Mitbefundung zur Diagnosestellung (n=37, 54%), Therapieempfehlung (n=30, 43%), Übernahme des Patienten (n=15, 21%) und Epilepsiefachberatung (n=12, 17%) (Mehrfachnennung möglich). In der Folge von 41 Konsilberatungen (59%) konnte ein Weiterbetreuung vor Ort erfolgen (bei Konsilabschluss keine Verlegung oder ambulante Vorstellung in der Ruhr-Epileptologie geplant). Die Online Umfrage wurde von 19 Anwendern aus 8 Kliniken ausgefüllt. Die Zufriedenheit der PK mit der TE-Ruhr ergab eine Durchschnittsnote von 1,9 (1-3, auf einer Schulnotenskala von 1-6). Als Gründe für die relativ seltene Nutzung der TE Ruhr wurde angegeben, dass der Zeitaufwand für die Konsilanforderung zu hoch (n=9, 47%) bzw. der technische Ablauf zu kompliziert (n=9, 47%) sei und sich die Fragestellungen im klinischen Alltag selten ergeben (n=7, 38%) (Mehrfachnennung möglich). Für 6 Anwender (32%) ließ sich die TE Ruhr nicht oder nicht immer ausreichend flexibel in den Arbeitsablauf integrieren, für 5 Anwender (26%) bedeutete die Konsilanforderung zusätzlichen Stress im Arbeitsablauf.

Zusammenfassung: Unter Verwendung einer rein webbasierten Lösung gelang die technische Etablierung der TE-Ruhr, die Anzahl der Konsile blieb jedoch deutlich hinter den Erwartungen zurück. Gründe hierfür sind: die Einschätzung der PK, die telemedizinische Beratung nur in seltenen komplexen Einzelfällen zu benötigen; die Komplexität und der Zeitaufwand der Nutzung der TE-Ruhr. Aus Zentrumssicht vermuten wir, dass die Indikation zur Nutzung der TE Ruhr eher zurückhaltend gestellt wurde und sich (daher) zu wenig Routine mit der Nutzung einstellte. Eine PK nutzte das Instrument hingegen sehr viel häufiger als andere PK und bewertete sie sehr positiv, was diese Interpretation unterstützt. Die Studie Modellprojekt TE-Ruhr läuft derzeit als offene Extension weiter.

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