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  • eP 027

Aufruf zu einer Multicenterstudie: Epileptische und dissoziative Anfälle im diagnostischen Erstgespräch unterscheiden

Beitrag in

ePoster 03

Posterthemen

Mitwirkende

Joachim Opp (Oberhausen / DE), Katja Kreul (Oberhausen / DE), Birte Schaller (Bielefeld / DE), Barbara Job (Bielefeld / DE)

Abstract

Abstract-Text (inklusive Referenzen und Bildunterschriften)

Einleitung: Seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts analysiert in Bielefeld die EpiLing-Arbeitsgruppe aus Neurolog:innen und Linguistinnen Mitschnitte von Arztgesprächen mit Anfallspatient:innen. Die Gruppe konnte zeigen, dass sich die Art, in der Patient:innen mit dissoziativen Anfällen ihre Symptomatik schildern (oder eben genau nicht schildern), signifikant unterscheidet von der Art, in der Patient:innen mit epileptischen Anfällen ihre Anfälle schildern. Mittlerweile haben Studien aus England, Italien, China und Russland bestätigt, dass die Unterschiede reproduzierbar sind und als verlässliche Unterstützung der Differenzialdiagnose dienen können.

Das Verfahren wurde bislang meist angewandt, indem Sprachwissenschaftler Gesprächsmitschnitte angehört und analysiert haben, meist auch anhand von Transkripten, also wortwörtlichen Abschriften dieser Gespräche. Dieses aufwändige Verfahren ist im klinischen Alltag nicht anwendbar. Daher hat die Bielefelder EpiLing-Arbeitsgruppe von 2013-2022 anhand der Analyse von 82 Mitschnitten, von Gesprächen, die mit Kindern und Jugendlichen zur Abklärung von Anfallsereignissen geführt wurden, Kriterien herausgearbeitet, die auch von nicht linguistische geschulten Ärzt:innen beurteilt werden können. Ergebnis ist ein Din A4-Bogen, auf dem je 8 typische Merkmale dissoziativer und epileptischer Anfälle aufgelistet sind.

2022 wurden in zwei online-Fortbildungen 61 Teilnehmerinnen an dem Bogen geschult Es zeigte sich, dass die Teilnehmer:innen, wenn sie Gesprächsmitschnitte anhörten und den Bogen nutzten, Patientn:innen, die von dissoziativen Anfällen betroffen waren recht sicher von Patient:innen unterscheiden konnten, die epileptische Anfälle hatten.

Fragestellung: Der jetzt endgültige EpiLing-Bogen wurde bislang nur evaluiert mit Ärzt:innen, die den Bogen in einer ruhigen Fortbildungssituation anwendeten und keine andere Aufgabe hatten als dem Gespräch zu lauschen. Nun soll in einer Multicenter-Studie geklärt werden, ob der Bogen auch trennscharf angewandt werden kann, wenn Ärzt:innen in ihrem klinischen Alltag das Gespräch selbst führen und gleichzeitig den Bogen anwenden.

Zusätzlich soll geprüft werden, ob die Kriterien im EpiLing-Bogen, die anhand der Analyse von Gesprächen mit jugendlichen Patient:innen gewonnen wurden, auch für adulte Patient:innen angewendet werden können.

Methoden: Wir planen für Sommer 2023 bis Ende 2024 eine Multicenterstudie. In den beteiligten Kliniken sollen die Ärzt:innen während des Erstgespräches oder direkt im Anschluss den EpiLing-Bogen ausfüllen. Zusätzlich sollen sie angeben, wie sie die Anfallsereignisse aufgrund ihres medizinischen Wissens unabhängig vom Ergebnis der Bogenauswertung einschätzen. Nach Abschluss der medizinischen Diagnostik , sollen deren Ergebnisse auf dem Bogen ergänzt werden und der Bogen zur Auswertung an uns weitergeleitet werden.

Der Bogen umfasst 8 Items für epileptische Anfälle und 8 Items für dissoziative Anfälle. Es soll die Sensitivität und Spezifität für jedes dieser Items bestimmt werden. Sollten sich Items in der derzeitigen Form nicht bewähren, sollen sie entsprechend angepasst werden.

Schlussfolgerungen: Wir laden alle herzlich ein an dieser Studie teilzunehmen.

Die Studie soll auch belegen, welch hohen Stellenwert ärztliche Gespräche im diagnostischen Prozess haben.

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