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Modellprojekt Tele-Epileptologie Ruhr: Charakterisierung einer erfolgreichen telemedizinischen Kooperation zwischen allgemein-neurologischer Klinik und Epilepsiezentrum

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ePoster 05

Posterthemen

Mitwirkende

Sigrid Mues (Bochum / DE), Renate Aubel (Remscheid / DE), Markus Hochstetter (Remscheid / DE), Ulrich Junghans (Remscheid / DE), Thiele Kirstin (Remscheid / DE), Wenke Grönheit (Bochum / DE), Tim Wehner (Bochum / DE), Ulrich Sliwka (Remscheid / DE), Jörg Wellmer (Bochum / DE)

Abstract

Abstract-Text (inklusive Referenzen und Bildunterschriften)

Einleitung: Epilepsiezentren können allgemein-neurologische Kliniken durch telemedizinische Kooperationen bei der (Differential-) Diagnostik und Therapie von Patienten mit anfallsartigen Gesundheitsstörungen unterstützen. Im Rahmen des Modellprojekts Tele-Epileptologie Ruhr (TE Ruhr) war unter anderen die Klinik für Neurologie des Sana-Klinikums Remscheid (NSR; 53 Betten, kein eigener Epilepsie-Schwerpunkt) Partner der Ruhr-Epileptologie. Die Nutzungsfrequenz war deutlich höher als bei anderen Partnerkliniken des Projekts.

Material und Methoden: Die TE Ruhr ist eine Webanwendung, bei der Patientendaten, anamnestische Angaben und Fragestellung strukturiert übermittelt werden und technische Untersuchungen (EEG, Video-EEG, Videos, MRT etc.) sowie Dokumente hochgeladen werden können. Die Ruhr-Epileptologie wertet diese Daten aus und antwortet per Chat-Funktion, die eine bilaterale Kommunikation erlaubt, bis der Fall geschlossen wird (Mues et al., Z. Epileptol. 2021; 34: 299-305). Hier werten wir die Konsile, die zwischen der NSR und der Ruhr-Epileptologie im Studienzeitraum erfolgt sind hinsichtlich Patientencharakteristika, bearbeiteter Fragestellungen und Ergebnisse aus. Zur Abschlussevaluation erfolgte eine pseudonymisierte Online Umfrage mit den Anwendern der NSR, um u.a. die Zufriedenheit der Partnerklinik mit der telemedizinischen Kooperation zu erheben.

Ergebnisse: Von 01.09.2018 bis 30.06.2022 erfolgten zwischen der NSR und der Ruhr-Epileptologie 36 Konsile zu 33 Patienten (18 bis 82 Jahre, Mittelwert 38,5). Dieses waren 3% von allen Patienten, die im genannten Zeitraum mit den Diagnosen G40.x, G41.x, F44.5 oder R55 aus der NSR entlassen wurden (n=1113). 11 Patienten (33%) litten gemäß NSR unter einer bestätigten, 15 (45%) unter einer möglichen Epilepsie, 7 (21%) eher unwahrscheinlich oder sicher nicht unter epileptischen Anfällen. Bei 27 (81%) waren MRTs erhältlich, davon 6 (22%) mit Verdacht auf eine epileptogene Läsion. 20 Patienten (62%) hatten nach Einschätzung der NSR epilepsietypische Potentiale im EEG. 24 Patienten (73%) erhielten antikonvulsive Medikation (davon 15 (63%) eine Monotherapie oder Zweifachkombination, 9 (38%) eine Drei- oder Mehrfachkombination). Die häufigsten Indikationen für Anfragen waren: Bitte um Therapieempfehlung (n=20, 56%); Mitbefundung zur Diagnosestellung (n=16, 44%); Übernahme (n=12, 33%); Epilepsiefachberatung (n=10, 28%) (Mehrfachnennung möglich). In der Folge von 19 Konsilen (53%) konnte die weitere Betreuung vor Ort erfolgen (keine Empfehlung zur ambulanten oder stationären Vorstellung an der Ruhr-Epileptologie). Vier Anwender des NSR nahmen an der Online Umfrage zur Abschlussevaluation teil und beurteilten das Projekte mit einer Durchschnittsnote von 1,3 (1-2 auf einer Schulnotenskala von 1-6).

Diskussion: Die knapp 4-jährige telemedizinische Kooperation der NSR mit der Ruhr-Epileptologie wurde von beiden Seiten als sehr effektiv und von der NSR als hilfreich empfunden. Die Patientencharakteristika spiegeln ein heterogenes Kollektiv von Patienten mit epileptologischen Fragestellungen wider. Die Bewertung durch die NSR fällt besser aus als die Bewertung des Gesamtprojektes (1,3 vs. 1,9). Wir gehen davon aus, dass Kliniken erst bei einer regelmäßigen Nutzung der Tele-Epileptologie den Wert für ihren medizinischen Alltag erkennen und dann der unvermeidliche technische Aufwand als gerechtfertigt erlebt wird.

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