Bernd Vorderwülbecke (Berlin / DE), Subhi Arafat (Berlin / DE), Martin Holtkamp (Berlin / DE), Christian Meisel (Berlin / DE)
Abstract-Text (inklusive Referenzen und Bildunterschriften)
Einleitung: Das iktale Video-EEG ist unverzichtbarer Bestandteil der prächirurgischen Epilepsiediagnostik. Um ausreichend viele Anfälle aufzuzeichnen, werden Video-EEG-Monitorings regelhaft über 7 Tage und länger durchgeführt, und die anfallssupprimierende Medikation wird teils erheblich reduziert oder pausiert. Dennoch treten in ca. 30-40% der Monitorings keine oder nicht ausreichend viele Anfälle auf (Ghougassian DF et al. 2004 Epilepsia; eigene Daten), sodass eine Wiederholung nötig wird. Ein wichtiger Grund hierfür sind individuelle Langzeitzyklen, in denen sich Phasen hoher und niedriger Anfallswahrscheinlichkeit abwechseln. Diese Zyklen korrelieren u. a. mit Schwankungen der Herzfrequenz (Karoly PJ et al. 2021 eBioMedicine).
Ziele: Eine prospektive Machbarkeitsstudie soll untersuchen, ob eine gezielte Terminierung des nicht-invasiven prächirurgischen Video-EEG-Monitorings auf Basis der individuellen Anfallszyklen die Anzahl der abgeleiteten Anfälle erhöht und die Notwendigkeit einer Wiederholung reduziert.
Methoden: In den Ambulanzen des Epilepsie-Zentrums Berlin-Brandenburg werden Personen mit pharmakoresistenter fokaler Epilepsie rekrutiert, die prächirurgisch evaluiert werden sollen und weniger als 3 Anfälle pro Woche haben. Sie führen über 3 Monate einen Anfallskalender und tragen währenddessen zudem einen Herzfrequenzzähler als Smartwatch. Basierend auf den per Kalender dokumentierten Anfällen und den ermittelten Herzfrequenzzyklen werden individuelle zyklische Anfallsrisikoprofile berechnet. Sofern sich signifikante multidiane Zyklen ergeben, wird das Video-EEG-Monitoring gezielt für eine Phase mit hoher zu erwartender Anfallsfrequenz terminiert. Die tatsächliche Anfallshäufigkeit wird mit derjenigen einer historischen Kontrollkohorte verglichen.
Ergebnisse: Untersucht wird primär, ob die Anfallshäufigkeit im Video-EEG-Monitoring durch die zyklusabhängige Terminierung vergleichsweise steigt. Sekundär werden die Dauer der Monitorings, Veränderungen der anfallssupprimierenden Medikation und die Notwendigkeit weiterer Monitorings untersucht. Zudem werden Anfallsdokumentation per Kalender und per Smartwatch miteinander und mit den im Video-EEG aufgezeichneten Anfällen verglichen.
Zusammenfassung: Die geplante Machbarkeitsstudie soll evaluieren, ob eine individuelle Terminierung von Video-EEG-Monitorings möglich ist und die diagnostische Ausbeute im Video-EEG erhöht. Dies würde eine gezieltere Allokation zeitlicher und finanzieller Ressourcen für Untersuchte, medizinisches Personal und Kostenträger ermöglichen.