Sascha Kurz (Leipzig), Dr. Hanno Steinke (Leipzig), Benjamin Fischer (Leipzig), Sandra Schuberth (Leipzig), Constance Hobusch (Leipzig), Prof. Dr. Christoph-Eckhard Heyde (Leipzig)
Abstract-Text (inkl. Referenzen und Bildunterschriften)
Fragestellung
Ziel dieser Studie war es, die intrinsische Vorspannung des Ligamentum sacrotuberale zu untersuchen, um die These der ligamentären Zuggurtung als mögliche Lastverteilungsvariante innerhalb des lumbopelvinen Systems zu prüfen.
Methoden
Es wurden Vorspannungsmessungen in situ an 20 Proben von 10 menschlichen Spenderkörpern durchgeführt und statistisch ausgewertet.
Ergebnisse
Das Ergebnis war eine unerwartet hohe Vorspannkraft mit einem Gesamtmittelwert von 118 N ± 74 N. Trotz signifikantem Altersunterschied zwischen Frauen und Männern in der Kohorte (Median 94 vs. 77 Jahre) gibt es erste Hinweise auf die geschlechtsabhängige Vorspannkraft des Ligamentum sacrotuberale mit einem Durchschnittswert von ca. 65 N für die 10 weiblichen und 172 N für die 10 männlichen Proben. Die Beurteilung weiterer Einflussfaktoren sowie deren statistische Auswertung zeigte ebenfalls eine Abhängigkeit der Vorspannkraft von Körpergröße, Alter und Elastingehalt.
Schlussfolgerungen
Das Ligamentum sacrotuberale ist somit in situ deutlich stärker vorgespannt als bisher in der Literatur angenommen. Entgegen den meisten Vermutungen ist es daher möglicherweise auch beim lebenden Menschen in aufrechter Haltung unter Muskelbelastung stärker vorgespannt. Dies führt zu der Hypothese, dass die Stabilität des Beckens stärker von der Vorspannung der Bänder abhängt als bisher erwartet. Diese Überlegungen spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle bei numerischen Simulationen der Funktion des Iliosakralgelenks.
Abb. 1: Vorspannungsmessung am Ligamentum sacrotuberale a: Präparation b: Messung c: Durchtrennung des Ligamentes d: Probenentnahme zur Querschnittsbestimmung
Abb. 2: Ergebnisse zur Geschlechtsabhängigkeit a: Gemessene Vorspannkraft b: Vorspannung anhand des errechneten ligamentären Querschnitts