Jan Oros (Frankfurt am Main / DE), Dr. Stefanos Voglis (Frankfurt am Main / DE), PD Dr. Ferdinand Bohmann (Frankfurt am Main / DE), Professor Marcus Czabanka (Frankfurt am Main / DE), Dr. med. Sarah Reitz (Frankfurt am Main / DE)
Abstract-Text (inkl. Referenzen und Bildunterschriften)
Hintergrund: Ca. 30-40% der Patienten mit aneursysmatischer Subarachnoidalblutung (aSAB) entwickeln eine verzögerte cerebrale Ischämie (delayed cerebral ischemia, DCI), die häufig zu einem schlechten Outcome führt. Ursache der DCI sind cerebrale Vasospasmen (CVS), deren Pathophysiologie bis dato nicht vollends geklärt ist. Derzeit gibt es keinen validierten Biomarker, der prädiktiv für das Auftreten von CVS ist. Ziel war es einen möglichen Zusammenhang zwischen einer beobachteten Abnahme der Thrombozytenzahl (TZ) nach dem ersten Tag nach Auftreten einer aSAB und der Entwicklung von CVS zu untersuchen.
Methoden: 233 erwachsene Patienten mit aSAB, die zwischen Januar 2015 und Mai 2023 in der Klinik für Neurochirurgie der Uniklinik Frankfurt behandelt wurden, wurden in diese monozentrische, retrospektive Studie eingeschlossen. Das Auftreten von CVS (anhand CT-A, DSA oder TCDs), Scores, Laborparameter einschl. Thrombozytenzahl (TZ), CRP und Hämatokrit wurden erfasst. Die Differenz zwischen niedrigster aufgetretener TZ und der TZ an Tag 1 wurde berechnet, um eine mögliche TZ-Abnahme zu ermitteln.
Ergebnisse: Von den 233 eingeschlossenen Patienten mit aSAB entwickelten 182 (78%) CVS. In einer multivariaten Regression der war die nach Tag 1 beobachtete TZ-Abnahme signifikant mit der Entwicklung von CVS verbunden (p<0.001). Der Cut-off-Wert für die relative TZ-Abnahme betrug 12.6% anhand einer Rangstatistik. Hinsichtlich der Zeit bis zum Auftreten von CVS waren die Patienten ohne TZ-Abnahme bzw. mit TZ-Abnahme von <12.6% signifikant im Vorteil (p<0.0001). An Tag 15 wiesen >50% der Patienten ohne TZ-Abnahme keine CVS auf. In einer multivariaten binomialen Regression (TZ-Abnahme >12.6%) wiesen Patienten mit einer TZ-Abnahme ein 10-fach höheres Risiko für die Entwicklung von CVS auf (p<0.001). Das Ausmaß der TZ-Abnahme zeigte eine signifikante neg. Korrelation mit dem Zeitpunkt des Auftretens der CVS (p<0.001).
Schlussfolgerung: Im Rahmen unserer Untersuchung schien es, dass die kurz nach Auftreten der aSAB beobachtete Abnahme der TZ eine mögliche Vorhersagekraft für die Entwicklung von CVS haben könnte. Patienten mit einer Abnahme der TZ von mehr als 12.6% wiesen ein 10-fach höheres Risiko für die Entwicklung von CVS im Vergleich zu Patienten ohne diese TZ-Abnahme auf. Außerdem schien es einen Zusammenhang zwischen Ausmaß der Verringerung der TZ und Latenz der Entwicklung von CVS zu geben. Weitere prospektive Studien sollten diese Beobachtungen weiter beleuchten.