Christiane Braun (Bonn / DE), Regina Lindemann (Bonn / DE), Holger Kirsch (Bonn / DE), PD Dr. Thomas Galetin (Düsseldorf / DE), Dr. Bettina Otto (Bonn / DE)
Abstract-Text (inkl. Referenzen und Bildunterschriften)
Mit über 52.000 Eingriffen in Deutschland im Jahr 2021 zählt die Tracheostoma-Anlage bei absehbar prolongiertem Respirator-Weaning zu den Standardprozeduren im Bereich der Intensiv- und Beatmungsmedizin. Dabei werden das chirurgische und perkutane dilatative Tracheotomieverfahren
unterschieden. Hinsichtlich Gesamtkomplikationsrate und Mortalität weisen die beiden Verfahren keine wesentlichen Unterschiede auf. Hinsichtlich Kosteneffizienz sowie dem Risiko-Nutzen-Verhältnis bezüglich Prozedurendauer, Stomainfektion und kosmetischem Ergebnis nach Dekanülierung hat die dilatative Technik günstigere Ergebnisse aufzuweisen, weshalb diese Technik deutlich häufiger Anwendung findet.
Trachealstenosen werden für beide Verfahren als häufigste Spät-/Langzeitkomplikation beschrieben, wobei die Angaben zur Inzidenz in der Literatur jedoch erheblich variieren. Zudem sind Stenosen auf Stomahöhe oder darunter der Diagnostik einfacher zugänglich als suprastomale Stenosen, die nur endoskopisch diagnostiziert werden können und daher eine hohe Dunkelziffer aufweisen dürften.
Bei den endoskopischen Untersuchungen symptomatischer Patienten (erschwerte physiologische Atemumleitung, Stridor o.ä.) ergab sich bei 8,0% eine ursächliche Trachealstenose. Dabei betrug die Stenosenrate nach percutaner dilatativer Tracheotomie (pdT) 8,6% und nach chirurgischer Tracheotomie (cT) 5,6%.
Aufgrund der zu erwartenden Dunkelziffer und wiederkehrender überraschender Endoskopiebefunde im Sinne asymptomatischer Trachealstenosen wird in unserer Einrichtung seit dem 01.07.2022 bei sämtlichen tracheotomierten Patienten systematisch eine endoskopische Untersuchung des gesamten Atemwegsabschnittes vor Dekanülierung durchgeführt.
Vom 01.07.22 bis 31.03.23 wurden 207 Patienten untersucht. Die Gesamtstenoserate lag in diesem Zeitraum bei 19,3% (nach pdT 18,0 %, nach cT 23,5 %).
Angesichts unserer Ergebnisse sehen wir unser neu etabliertes Standardvorgehen bestätigt. Die systematische endoskopische Untersuchung des gesamten oberen Atemwegabschnittes einschließlich einer transglottalen Tracheadarstellung im Zusammenhang mit der Dekanülierung scheint einer Untersuchung ausschließlich bei symptomatischen Patient:innen überlegen.