Dr. Caspar Stephani (Göttingen / DE), Lucas Marc Camillo Weber (Göttingen / DE), Professor Onnen Mörer (Göttingen / DE)
Abstract-Text (inkl. Referenzen und Bildunterschriften)
Fragestellung: Mit welchen Parametern korreliert der Flucloxacillin-Serumspiegel kritisch kranker Patienten unter kontinuierlicher Flucloxacillin-Therapie?
Methoden: Im Rahmen dieser Arbeit wurden freie- und gesamt-Flucloxacillin-Serumspiegel (3 x wöchentliche Abnahme) von Patienten, welche im Zeitraum 2015 bis 2022 auf der anästhesiologisch-chirurgischen Intensivstation des Universitätsklinikums Göttingen (UMG) auf Grund unterschiedlicher schwerer Erkrankungen behandelt wurden, retrospektiv ausgewertet. Die parenterale Verabreichung des Flucloxacillins erfolgte dabei nach einer Kurzinfusion von 2 g zunächst stets mit einer kontinuierlich verabreichten Standardtagesdosis von 6 g. Es wurde Korrelationen mit verschiedenen Laborparametern erstellt und mittels Spearman-Korrelationsanalyse berechnet.
Ergebnisse: Insgesamt standen 1663 Einzelwerte des gesamten Flucloxacillin-Spiegels von 374 Patienten (122 weiblich, 252 männlich; Durchschnittsalter 62 Jahre), sowie 1320 Einzelwerte des freien Flucloxacillin-Spiegels von 301 Patienten (102 weiblich, 199 männlich; Durchschnittsalter 61 Jahre) zur Verfügung. Trotz regelmäßiger Messungen des Plasmaspiegels und Anpassungen der initial nicht individualisierten Dosis des Flucloxacillins zeigten sich lediglich 50% der Messungen des therapeutisch maßgeblichen freien und weniger als 25% der Messungen des gesamt-Flucloxacillin-Spiegels im Zielbereich (Abb .1). Im Rahmen der multiplen Korrelationsanalyse nach Spearman ergaben sich signifikante Korrelationen zwischen Flucloxacillin-Plasma-Spiegeln und verschiedenen Laborparametern (s. Abb. 2).
Schlussfolgerungen: Durch regelmäßige Plasma-Spiegelkontrollen und anschließende auf klinischer Erfahrung basierende Dosisanpassungen allein konnte eine zufriedenstellende Therapiegüte kontinuierlicher Flucloxacillin-Therapie unter initialer Anwendung von Standarddosierungen oft nicht erreicht werden. Insbesondere Albumin-Konzentration und Nierenfunktion müssen daher im Rahmen der Dosiskalkulation einer Flucloxacillintherapie berücksichtigt werden. Neben den erwartungsgemäß hochsignifikanten Korrelationen zwischen Flucloxacillin-Serumspiegeln und Nierenfunktionsparametern zeigten sich in dieser relativ großen Datenanalyse solche deutlich positiven Zusammenhänge zum Flucloxacillin-Spiegel auch für das Gesamtbilirubin, was auf die Gefahr einer Cholestase und/oder Hepatopathie unter hohen Flucloxacillin-Spiegeln hindeutet.