Beschreibung
In der Epileptologie begegnen uns immer wieder Patienten in akuten psychischen Krisen: Hier kann es sich um Krisen mit sich selbst bzw. der eigenen Biographie handeln, sei es akute Suizidalität, sich vergegenwärtigende Traumatisierung, oder auch die diagnosebedingte abrupte Veränderung der eigenen Lebenswelt. Immer wieder können sich auch Patientenkontakte krisenhaft zuspitzen, lang aufgestaute Frustration bricht sich Bahn oder persönlichkeitsbedingte interaktionelle Besonderheiten fordern das behandelnde Team heraus.
In diesem Seminar wollen wir uns theoretisch und praxisorientiert der Frage zuwenden, wie wir uns kommunikativ und in der Beziehungsgestaltung aufstellen können, um einen stabilisierenden Rahmen für die Begegnung mit Patienten in akuter seelischer Not zu schaffen. Zudem wollen wir die Grenzen des epileptologischen Behandlungssettings ausloten: Wann bedarf es ergänzender Fachdisziplinen und einer Verlegung?
Abhängig vom Setting - ambulant oder stationär – stehen ja sehr unterschiedliche zeitliche, personelle und strukturelle Ressourcen zur Verfügung, um Krisen vorzubeugen, sie zu lindern und ihre Überwindung anzubahnen. Der erste Vortrag soll einen Überblick über den Rahmen geben, in dem psychische Krisen auftreten und auch der Frage nachgehen, welche Situationen im diagnostischen und therapeutischen Prozess von Epilepsien besonders risikobehaftet sind, Krisen auszulösen. Beim darauffolgenden Vortrag werden beispielhaft einige Gesprächssituationen und entsprechende Umgangsmöglichkeiten dargestellt. Im letzten Vortrag soll eine Aussicht auf die weitere ambulante Begleitung von Patienten nach stattgefundenen Krisen geben. Erfahrungsgemäß nährt das Wissen darum, dass Krisen gute Verläufe nehmen können die Behandlerzuversicht, was eine stärkende Ressource im unmittelbaren Patientenkontakt in einer Krise darstellen kann.
Dieses Seminar richtet sich an ein interdisziplinäres Publikum, angehende sowie erfahrene Neurologen und Epileptologen, Psychologen, Neuropsychologen, Psychotherapeuten und weitere interessierte Berufsgruppen.