Abstract-Text (inkl. Referenzen und Bildunterschriften)
Der intradiskale Druck (IDP) ist ein wesentlicher Parameter für die Abschätzung von Belastungen und Muskelkräften an der Wirbelsäule. Mit Hilfe eines umfangreichen In-vitro-Datenkollektivs sollten Effekte primärer Einflussparameter auf den IDP ermittelt werden.
107 humane Bewegungssegmente (32x L2-L3, 16x L3-L4, 59x L4-L5) von 68 Spendern (50±12 Jahre, 19-74 Jahre, 42 % weiblich) wurden standardisiert mit reinen Momenten von 7,5 Nm in Flexion/Extension, Seitneigung und axialer Rotation belastet [1]. Der IDP wurde mit flexiblen Drucksensoren gemessen (FMSPEZ50, MIPM GmbH). Bandscheibendegenerationsgrade wurden mit Hilfe eines validierten Klassifikationssystems ermittelt [2]. Statistische Unterschiede zwischen IDP-Werten wurden mittels Kruskal-Wallis-Test für Degenerationsgrad, Alter und Level sowie mittels Mann-Whitney-U-Test für das Geschlecht in SPSS 27 bestimmt.
Der IDP war in allen Bewegungsrichtungen signifikant (p<0,05) verringert für Degenerationsgrad 1 (leichte Deg.) und 2 (mittlere Deg.) gegenüber Grad 0 (keine Deg.). Der IDP korrelierte signifikant (p<0,05) mit dem Alter, vor allem in Extension (Pearson"s r=-0,687), und war signifikant (p<0,05) reduziert für ein Alter >40 Jahre. Das Geschlecht zeigte keinen signifikanten Einfluss auf den IDP (p>0,05). Der IDP in L4-L5 war signifikant (p<0,05) verringert gegenüber L2-L3. Die IDP-Moment-Kurven wiesen in Flexion/Extension und Seitneigung eine V-förmige Charakteristik für junge, nicht-degenerierte Bandscheiben auf, während sie eher flach für ältere, degenerierte Bandscheiben und axiale Rotationsbewegungen waren (Abb. 1).
Zunehmende Bandscheibendegeneration, steigendes Alter sowie inferiores Level verringern den lumbalen IDP wesentlich. In stark degenerierten Bandscheiben (Grad 3) ist keine IDP-Messung möglich, da kein Nucleus pulposus mehr vorhanden ist. Das Geschlecht hat keinen Einfluss auf den IDP.
[1] Wilke et al. (1994). Eur Spine J 3(2), 91-97.
[2] Wilke et al. (2006). Eur Spine J 15(6), 720-730.