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  • Kurzvortrag

Einflüsse kognitiver und perzeptueller Defizite auf die komplexe Sprachverarbeitung: eine Elektroenzephalographie-Studie mit Cochleaimplantat-Tragenden und Normalhörenden

Termin

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Hörsaal AH 0.01

Session

Cochlea Implantate

Thema

  • Cochleaimplanate (CI)

Mitwirkende

Ulrike Pohle (Halle/Saale), Anna-Leoni Werle (Halle/Saale), Stefan K. Plontke (Halle/Saale), Luise Wagner (Halle/Saale)

Abstract

Abstract-Text (inkl. Referenzen und Bildunterschriften)

Fragestellung: Personen mit Hörminderung zeigen oft Schwierigkeiten beim Verstehen komplexer Sätze. Dies kann sowohl in der Wahrnehmung als auch in kognitiven Defiziten begründet liegen. In dieser Studie soll der Einfluss beider Faktoren auf das Verständnis von Sätzen unterschiedlicher Komplexität mittels Elektroenzephalographie (EEG) untersucht werden. Ereignisbezogene Potentiale wie die P600 oder die "Left Anterior Negativity" (LAN) können auf eine stärkere Beanspruchung des Arbeitsgedächtnisses hinweisen [1]. Eine frühe LAN (eLAN) wird mit Schwierigkeiten der syntaktischen Integration in Verbindung gebracht [2] und könnte bei Personen mit Hörminderung auftreten.

Methode: In der Studie werden Normalhörende sowie beidseits mit Cochleaimplantat (CI) Versorgte untersucht. Es werden Arbeitsgedächtnistests sowie psychoakustische Messungen vorgenommen. Anschließend werden Sätze des "Oldenburg Corpus of Linguistically and Audiologically Controlled Sentences" (OLACS) binaural präsentiert, während das EEG an bis zu 64 Elektroden aufgenommen wird. Das Satzmaterial umfasst subjekt- und objekt-initiale Strukturen und Relativsätze, welche zu einer zeitweiligen Uneindeutigkeit der Handlungszuweisung führen können. Um das Satzverständnis zu überprüfen, werden zu jedem Satz zwei Bilder mit vertauschten Akteuren gezeigt, von denen das zutreffende ausgewählt werden soll. Die Latenz der P600 im interindividuellen Grand Average wird bestimmt und mit der von Normalhörenden und Hörgerätetragenden aus [3] verglichen. Die Arbeitsgedächtnistests der Versuchsgruppen werden verglichen.

Ergebnisse: Bei objektinitialen Sätzen mit weiblichen oder sächlichen Artikeln kann bereits in Einzelpersonenmessungen eine P600 nachgewiesen werden. Es treten Unterschiede der mittleren P600-Latenzen beider Versuchsgruppen auf.

Schlussfolgerung: Die EEG-Messungen zeigen Unterschiede bei der Verarbeitung komplexer Sätze zwischen Normalhörenden und CI-Tragenden auf. Eine Zunahme der Latenz der P600 der CI-Tragenden kann auf eine vermehrte kognitive Anstrengung bei der Satzverarbeitung hindeuten.

Referenzen:

[1] Münte TF, Schiltz K, und Kutas M. When temporal terms belie conceptual order. Nature. 1998; 395 (6697): 71-73. DOI: 10.1038/25731

[2] Osterhout L, Holcomb PJ, Swinney, DA. Brain potentials elicited by garden-path sentences: Evidence of the application of verb information during parsing. Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition. 1994; 20(4): 786-803. DOI: 10.1037//0278-7393.20.4.786

[3] Wagner L, Werle AA, Hoffmann A, Rahne T, Fengler A. Is there an influence of perceptual or cognitive impairment on complex sentence processing in hearing aid users? PLoS One. 2023; 18(9): e0291832. DOI: 10.1371/journal.pone.0291832

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